22.Sonntag: H. Leopold Klenkart
Jesus geht es um Orientierung am gerechten Gott

Für Jesus ist die Reinheit nichts Oberflächliches, das mit einer bestimmten Menge Wasser hergestellt werden könnte. Jesus versteht Reinheit als eine innere Einstellung, als Lebenseinstellung.  | Foto: Ben White/Wirestock - adobe.stock.com
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  • Für Jesus ist die Reinheit nichts Oberflächliches, das mit einer bestimmten Menge Wasser hergestellt werden könnte. Jesus versteht Reinheit als eine innere Einstellung, als Lebenseinstellung.
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Die Stellenangabe zum Evangelium des 22. Sonntags macht deutlich, dass es gestückelt ist. Einige Teile werden ausgelassen. Gleich vorweg: Es lohnt sich, auch die anderen Verse zu lesen! Mein Vorschlag: Schlagen Sie diese in Ihrer Bibel nach.
Besonders augenscheinlich ist, dass diese Erzählung des Markus-Evangeliums keine in sich geschlossene Einheit ist. Der Redakteur, nennen wir ihn Markus, hat hier unterschiedliche Texte zusammengefasst. Das Zentrum bildet dabei die Rede Jesu: „Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein.“ Diese Worte Jesu sind eingebettet in Speisegebote und andere Vorschriften des Judentums. Die Unterscheidung von rein und unrein spielt für viele Jüdinnen und Juden auch heute noch eine große Rolle.

Das Böse entsteht im Herzen

Jesus geht es um mehr, als um Reinigungsvorschriften. So wie auch vielen Propheten im Alten Testament vor ihm – er zitiert in diesem Text den Propheten Jesaja – geht es Jesus um den Willen Gottes. Im Gespräch mit den Pharisäern, dem Volk und seinen Jüngern – und in deren Folge mir und Ihnen, uns allen, heute –, macht er darauf aufmerksam: das Böse entsteht im Herzen des Menschen. Es ist kein Schmutz, den ich einfach abwaschen kann. Der Evangelist Matthäus formuliert es in der Bergpredigt so: „Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8).
Das Anliegen der Pharisäer ist durchaus hehr: mit dem Waschen der Hände soll sichtbar, mit den Sinnen erfahrbar werden, dass sie sich von allem Bösen, „Unreinen“, fern halten. Der Mensch soll rein vor Gott stehen.

Jesus verändert Perspektive

Jesus fühlt sich den Pharisäern durchaus verbunden. Er verändert aber die Perspektive. Für ihn ist die Reinheit nichts Oberflächliches, das mit einer bestimmten Menge Wasser hergestellt werden könnte. Jesus versteht Reinheit als eine innere Einstellung, als Lebenseinstellung. Reinheit kommt für Jesus aus meinem Herzen und zeigt sich in meinem Umgang mit Gott, mit mir selbst und mit meinen Mitmenschen (vgl. die Frage nach dem wichtigsten Gebot: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Mk 12,30f). Es geht Jesus um mehr als reinen Buchstabengehorsam. Es geht ihm meine Orientierung an dem Ich-bin, dem gerechten Gott, der uns Menschen nah sein will.

Die Geisteshaltung muss vollständig geprägt sein von der Liebe: zu Gott, dem Nächsten und mir selbst.

Ich denke, das wird deutlicher, wenn ich den Begriff „rein“ durch den Begriff „heilig“ austausche. In der Taufe wurde ich von der Erbsünde befreit, mit einem Herzen ausgestattet, das alle Möglichkeiten hat, Gutes zu tun, rein zu sein. Ich bin durch das Bad der Taufe gereinigt, geheiligt. Es liegt an mir das zu bewahren. So richtet sich an mich und an uns alle die Frage: Wie gehe ich mit dem Bösen in unserer Welt und in mir selbst um? Begegne ich Hassparolen mit Worten, die gut tun? Beantworte ich Verleumdung mit Wahrhaftigkeit? Halte ich dem Streit die Gerechtigkeit entgegen? Löse ich Hartherzigkeit mit Barmherzigkeit auf? Reagiere ich auf Ausgrenzung mit Solidarität?

Es kommt Jesus darauf an, dass Gutes aus mir herauskommt, dass Gutes durch mich geschieht. Es geht ihm um Herzens- und Geisteshygiene. Er sieht auf meine Geisteshaltung. Diese muss vollständig geprägt sein von der Liebe: zu Gott, dem Nächsten und mir selbst. „Richtig“, heilig, mit reinem Herzen, lebe ich, wenn so durch mich das Reich Gottes etwas weiter wächst in dieser Welt.

Für Jesus ist die Reinheit nichts Oberflächliches, das mit einer bestimmten Menge Wasser hergestellt werden könnte. Jesus versteht Reinheit als eine innere Einstellung, als Lebenseinstellung.  | Foto: Ben White/Wirestock - adobe.stock.com
H. Leopold Klenkhart | Foto: zVg
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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