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Diagnose ADHS

Mithilfe eines so genannten Fidget-Würfels baut Elias Spannungen ab. 
 | Foto: Christopher Erben
  • Mithilfe eines so genannten Fidget-Würfels baut Elias Spannungen ab.
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Nervosität, Unruhe sowie fehlende Konzentration – hinter
diesen Symptomen verbirgt sich ein Syndrom, das vor allem
Kindern und Jugendlichen zu schaffen macht. So wie dem 14-jährigen Elias aus Altlengbach. Nur Tests bringen Gewissheit.

Klick, klick, klick. Wenn Elias einen Würfel mit seinen beiden Händen bewegt, drückt und wieder loslässt, wirken die Geräusche für Außenstehende etwas ungewöhnlich. „Ich kann mich damit auspowern“, erklärt der 14-Jährige, der tagsüber nicht nur mit diesem Würfel, sondern auch mit kleinen Bändern und Rädern spielt. Elias hat das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS), eine Beeinträchtigung, welche bei Buben in seinem Alter immer häufiger diagnostiziert wird. Heilbar ist es nicht.

Ein Syndrom – drei Grade

ADHS ist eine der häufigsten Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen. Bemerkbar macht sich die Funktionsstörung im Gehirn überall im Alltag. Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen sowie ein starker Bewegungsdrang kennzeichnen das Syndrom unter anderem. Mit stressigen Situationen können Betroffene nur schwer umgehen.
Die Ursache liegt in einem anders ablaufenden Gehirnstoffwechsel, bei dem der Botenstoff Dopamin aus den synaptischen Spalten zu schnell wieder abtransportiert wird. Reize können deshalb nur schwer verarbeitet werden. Drei Ausprägungsgrade von ADHS gibt es: leichtes, mittelgradiges und hochgradiges ADHS. Elias hat die mittelgradige Variante, wie er im Gespräch selbstbewusst erzählt.

„Ihr Gehirn sucht Sensationen und keine wiederholenden Aufgaben.“

„Menschen mit ADHS haben den Blick eines Jägers, der alles wahrnimmt, was sich ereignet“, erklärt Norman Schmid, klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe in St. Pölten. „Dadurch sind sie leichter ablenkbar.“ Dass die heutige Gesellschaft viel sensibler auf eine ADHS-Diagnose reagiert als noch vor Jahren, führt er auf die Auseinandersetzung damit in den vergangenen Jahren zurück. Denn viele Eltern lassen ihren Nachwuchs austesten, weil ADHS oft erblich bedingt ist. Sie wollen ihren Kindern einen ähnlichen Leidensdruck ersparen, den sie erlebten, und ihnen helfen, so Psychologe Schmid. Personen mit hohem IQ tun sich mit dem Syndrom leichter, weil sie mit guten Leistungen auffallen. Auch wählen sie als Erwachsene Berufe oder Tätigkeiten, die abwechslungsreich sind – sei es im Außendienst oder im Pflegeberuf, eine Tätigkeit als Arzt oder im handwerklichen Bereich. „Ihr Gehirn sucht Sensationen und keine wiederholenden Aufgaben.“

Auf Wellen schwingend

Bevor sich Elias in der Früh auf den Weg in die Schule macht, nimmt er ein Medikament, das ihm hilft, sich im Unterricht und bei Schularbeiten besser zu konzentrieren. Doch nicht nur mit Medikamenten, auch mit Neurofeedback können ADHSler heute unterstützt werden, erklärt Schmid. Denn indem die Gehirnwellen entweder verstärkt oder verlangsamt werden, werde das Gehirn mit gezielten Übungen „wieder auf Spur“ gebracht. Bei ADHS dominieren die langsamen, für kreatives Tun bestimmte Thetawellen, während es von den schnelleren Betawellen zu wenige gibt. Diese sind aber fürs Lesen und Rechnen und das Ausblenden von Außeneinflüssen notwendig. In 15 Einheiten lernen Betroffene die Kontrolle über beide Wellen. „Wir kombinieren Neurofeedback manchmal auch mit medikamentöser Therapie“, erzählt Norman Schmid, „und sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden.“

Elias legt den Würfel wieder zurück auf den Tisch. „Zurzeit geht es mir wieder deutlich besser“, strahlt der Bub aus Altlengbach erleichtert. „Nicht nur daheim, sondern auch in der Schule.“

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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