Marienschwester vom Karmel
Bist du eine Influencerin, Sr. Mirjam?
Sr. Mirjam Maria Schwaiger ist Marienschwester vom Karmel in Linz und teilt ihren Alltag mit tausenden Followern auf der Social-Media-Plattform Instagram. Wir haben mit ihr über ihre Motivation zur medialen Präsenz und deren Auswirkungen auf ihren Alltag gesprochen.
Ob Tanzvideos, Einblicke in kreative Hobbys oder „Q&A“s (ein Frage-Antwort-Format) zum Klosteralltag … Auf ihrem Instagram-Account „sr_mirjam“ teilt die 26-jährige Sr. Mirjam so einiges von ihrem Leben als junge Ordensschwester. Das hat auch gute Gründe: „Aktuell ist es mir besonders wichtig, mit Klischees aufzuräumen. Manche Menschen glauben nämlich, dass Ordensleute ausschließlich beten, essen und schlafen oder dass das Gehorsamkeitsgelübde bedeutet, dass wir keine eigene Meinung haben dürfen.“ Auch ihren Entscheidungsprozess zum Leben als Klosterschwester begleitete Sr. Mirjam bewusst via Social Media: „Ich wollte ein ‚Fensterl‘ öffnen und Einblicke in diese seltene Lebensform geben.“ Soziale Medien haben für die begeisterte Bergsteigerin dabei den Vorteil, „niederschwelliger“ zu sein: „Ich kann hier ganz unkompliziert kontaktiert werden.“ Menschen würden sich in der virtuellen Anonymität oft mit Gebetsanliegen oder Fragen an sie wenden: Jugendliche interessieren sich besonders für den Klosteralltag oder das Thema der Berufung.
Vielfältige Reaktionen
Wir wollen wissen, wie oft Sr. Mirjam „offline“ auf ihre Medienpräsenz angesprochen wird: „Eher selten“, auf der Straße sei sie Blicken viel eher aufgrund ihrer Ordenstracht ausgesetzt: „Manche konfrontieren mich da mit ihrer (leider oft negativen) Meinung zur katholischen Kirche.“ Manchmal erhalte sie jedoch auch direktes Feedback zu ihren Medienbeiträgen, was sie freue. Überfordernd hingegen seien die vielen Reaktionen auf ein 2020 viral gegangenes Tanzvideo zum Lied „Jerusalema“ gewesen, das europaweit von diversen Medien aufgegriffen und bis heute mehr als 193.500 Mal angesehen worden ist.
Und wie kommt ihre Internet-Präsenz bei den Mitschwestern an? „Gut“, lacht Sr. Mirjam: „Meine älteren Mitschwestern unterstützen mich wirklich sehr und hätten sogar nichts gegen noch mehr Postings.“ Außerdem erzählt sie dankbar:
"Unsere Oberin vertraut mir und weiß, dass es für mich ganz klare Grenzen gibt."
Wenn die junge Klosterschwester Fotos oder Videos mit anderen Menschen postet, tut sie das nur mit deren Einverständnis. Der Bereich der klösterlichen Klausur bleibt privat. Außerdem reflektiert sie immer wieder neu: „Was möchte ich teilen? Was soll nur mir gehören?“ Jede Person habe da ihre eigenen Grenzen, die sie vor einem Posting unbedingt kennen sollte, rät Sr. Mirjam.
Eine Influencerin?
Doch wen erreicht Sr. Mirjam mit ihren Postings? Für uns blickt sie in die statistischen Daten: 32 Prozent ihrer 3.500 Instagram-Follower (und damit die größte Gruppe) sind im Alter von 25 bis 34 Jahren, die zweitgrößte Gruppe sind mit 20 Prozent die 18- bis 24-Jährigen. „Die statistischen Daten finde ich spannend, auch wenn es für mich unvorstellbar ist, dass meine Inhalte tatsächlich von so vielen Menschen angeschaut werden“, lacht die in einem Linzer Spital arbeitende diplomierte Krankenschwester: „Schließlich ist Instagram für mich einfach eine Form des kreativen Ausdrucks und kein Business!“ In manchen Monaten postet Sr. Mirjam deshalb beinahe gar nichts: „Ich bin ja keine Influencerin. Sobald man etwas mit Druck macht, macht es weniger Spaß.“ Vage Zukunftspläne gibt es allerdings dennoch: „Ein Wunschprojekt von mir wäre, die inspirierenden Berufungsgeschichten meiner Mitschwestern festzuhalten und zu veröffentlichen.“ Wir sind schon gespannt und freuen uns darauf!
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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