Heil und Schönes

Die Ikone „Salus Populi Romani“ (Heil des römischen Volkes). Die Legende besagt, dass der heilige Evangelist Lukas diese gemalt haben soll. 
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  • Die Ikone „Salus Populi Romani“ (Heil des römischen Volkes). Die Legende besagt, dass der heilige Evangelist Lukas diese gemalt haben soll.
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Wir verdanken ihm das Weihnachtsevangelium und viele zentrale Gleichnisse über Jesus. Am 18. Oktober feiert die katholische Kirche den Festtag des Evangelisten Lukas. Der Überlieferung nach war er Arzt und Maler. Sein Bild der Gottesmutter „Heil des römischen Volkes“ vereint beides: Schönheit und Heilung.

Die Ewige Stadt ist Eigentümerin vieler Schätze: Kirchen, Statuen, Bilder, Reliquien, Paramente. Doch zu einem Bild haben die Römer eine besondere Beziehung. Die Ikone „Salus Populi Romani“, zu Deutsch „Heil des römischen Volkes“, ist spätestens seit dem 5. Jahrhundert so etwas wie der heimliche Kern der römischen Volksfrömmigkeit. Vor allem in Notzeiten eilen die Römer vor die Ikone: Schon Gregor der Große (540-604) soll vor ihr gebetet haben, um das Ende der Pestepidemie in Rom zu erflehen. Clemens VIII., Gregor XVI. und Pius XII. beschenkten die Ikone mit Ketten und Kronen, weil sie Hilfe von der Gottesmutter erbaten oder sie bereits dankbar erhalten hatten.

Ein großer Verehrer der Ikone ist Papst Franziskus, der vor und nach fast jeder Reise der Ikone einen Besuch abstattet. Das Bild hängt in einer Seitenkapelle der Lieblingsbasilika des Papstes, Santa Maria Maggiore, wo es in der Retabel eines eigens für sie geschaffenen Altars ausgestellt ist. Diese „Kapelle“, die in ihrer bunten Schönheit besticht, zeigt, wie groß die Bedeutung der kleinen Ikone für die Römer ist. Sie wirkt, als wäre man im Inneren einer vom Gebetssturm der frommen Römer getriebenen Welle aus Gold, Stuck und Marmor. Doch die Ikone verlässt auch ihr prächtiges Haus, zuletzt 2020, als Papst Franziskus einen außerordentlichen Urbi et Orbi-Segen zur Abwendung der Coronapandemie am Petersplatz sprach. Auf dem Platz an diesem denkwürdigen Karfreitag waren nur er, das Allerheiligste und die Ikone. So war die Fürsprache des heiligen Lukas und der heiligen Gottesmutter mit dabei – in Form eines kunstvollen Bildes.

Die legendäre Herkunft des Bildes

Dass die Römer und viele Päpste eine so innige Beziehung zu diesem Bild haben, rührt nicht zuletzt von seiner Entstehungsgeschichte her und dem, wofür die Ikone steht. Der Legende nach soll der heilige Lukas, Evangelist und nach traditioneller Überlieferung Begleiter des Paulus, dieses Bild gemalt haben – und Maria soll Modell gestanden haben. Doch ist er nicht nur Maler gewesen, von Paulus wird Lukas als „geliebter Arzt“ (Kol 4,14) bezeichnet.

Die Legende des heiligen Lukas ist widersprüchlich: Wahrscheinlich waren der von Paulus beschriebene Arzt und der Autor des Lukasevangeliums sowie der Apostelgeschichte nicht die selbe Person. Auch ob der heilige Lukas ein Maler war, ist umstritten, denn erst seit dem 6. Jahrhundert wird dieses Detail bezeugt.

Der heilenden Fürsprache des Heiligen vertrauten auch Bauern.

Der Volksfrömmigkeit tat dies alles keinen Abbruch. Im Gegenteil, ab dem späten Mittelalter vereinigten sich Künstler zu sogenannten Lukasgilden, die man heute vielleicht als eine Art Lobby für Maler, Buchdrucker und Schnitzer verstehen kann. Der heilenden Fürsprache des Heiligen vertrauten aber auch Bauern, die ihrem Vieh gesegnete „Lukaszettel“ zu fressen gaben und sich Gesundheit und Stärke für ihre Tiere erhofften. Auch bei Augenleiden rief man den Evangelisten an. Bereits im 7. Jahrhundert wurde der heilige Lukas in einer Katakombe mit Chirurgenbesteck dargestellt, was darauf hindeutet, dass man ihn schon damals als Fürsprecher in medizinischen Fragen angerufen hat.

Noch immer versammeln sich die Menschen vor dem dem Heiligen zugeschriebenen Marienbild. Darin zeigt sich nicht nur das Vertrauen auf die Fürsprache des Märtyrers und der Gottesmutter, es zeigt sich auch eine unterbewusste Verbindung zwischen der Malerei und der Medizin, der Schönheit und der Gesundheit – und es zeigt, wozu Gott fähig ist: Worum wir beim Arzt Lukas um Fürsprache bitten, darum bitten wir auch beim Maler. Was wir Schlechtes vor Gott bringen, will er nicht nur wieder gut machen, er will es verklären. Was wir heilen wollen, wird im Gebet, im Darbringen vor Gott, nicht nur wieder repariert, Gott macht es schön.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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