Mariä Himmelfahrt
Gürte dich!

Renaissancegemälde von Michelangelo di Pietro: „Madonna della Cintola“. Der Apostel Thomas erhält den Gürtel Mariens.  | Foto: commons.wikimedia
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Nach ihrer Himmelfahrt erschien Maria dem heiligen Thomas, der bei dem Ereignis nicht anwesend war. Sie übergab ihm ihren Gürtel, der bis heute als Reliquie verehrt wird.

Der heilige Thomas gilt als der Ungläubige: Weil er von Christi Auferstehung nur aus Erzählungen der anderen Apostel gehört hatte, verlangte er, seinen Finger in die Seitenwunde Jesu legen zu können, bevor er den Berichten Glauben schenken konnte. Dass der Apostel Thomas einerseits einen Hang zur Skepsis hatte und andererseits eine Neigung besaß, bei wichtigen Ereignissen nicht dabei zu sein, zeigt sich auch bei der Himmelfahrt Mariens.

Je nachdem, welcher Legende man eher glauben möchte, war Thomas entweder bei der Entschlafung Mariens oder ihrer Himmelfahrt nicht anwesend. Wo sich aber die Überlieferungen einig sind, ist, dass er Schwierigkeiten hatte, das Ereignis zu fassen. Damit ist er sicher nicht alleine. Wenn man sich heute fragt, was denn an Mariä Himmelfahrt wirklich gefeiert wird, was der Inhalt dieses Festes mitten im Sommer ist, kann man durchaus in Erklärungsnot geraten. Maria – in den Himmel aufgefahren? Nach der ganz offensichtlichen Frage, wie denn sowas überhaupt möglich sei, schließen sich theologische Schwierigkeiten an. Was bedeutet es, dass ein Mensch auf die selbe Art und Weise die Erde verlässt wie der Sohn Gottes selbst? Ist Maria eine „quasi-Göttin“, hat sie den „normalen“ Menschen etwas voraus?

Maria erschien Thomas nach ihrer Himmelfahrt.

Ob es dieselben Fragen waren, die den heiligen Thomas umgetrieben hatten, weiß man nicht. Skeptisch war er jedenfalls. Dem Zweifel über die Auferstehung Jesu wurde Abhilfe geschafft, indem Thomas seine Wunden berühren durfte. Das war sein ganz expliziter Wunsch, den er gegenüber den anderen Aposteln äußerte. Der Legende nach musste er bei seiner Skepsis über die Himmelfahrt Mariens gar nicht um ein Zeichen bitten, es wurde ihm ganz unaufgefordert zuteil: Die Gottesmutter erschien Thomas und überreichte ihm ein Kleidungsstück von ihr, einen Gürtel aus Kamelhaar, den Maria während ihrer Schwangerschaft selbst geknüpft hatte.

Prato oder Berg Athos

Dieser Gürtel existiert bis heute, auch wenn es mindestens zwei Orte gibt, die sich sicher sind, ihn zu besitzen: das italienische Prato und eine Abtei auf dem Berg Athos. Diese fast schon mystische Halbinsel, die von orthodoxen Mönchen bewohnt und regiert wird, soll der Aufbewahrungsort der einzigen echten Marienreliquie sein. Ihr werden große Wunder zugeschrieben. Durch die Berührung mit dem Gürtel sollen bereits unfruchtbare Frauen fruchtbar geworden und Heuschreckenplagen durch die Präsenz des Gürtels beendet worden sein.
Das größte Wunder aber ist der Gürtel selbst, denn er ist eine Selbstmitteilung der Gottesmutter an einen Vertrauten von Jesus. Er ist ein ganz greifbarer Zuspruch an den Apostel Thomas zu glauben, das Mysterium und Unbegreifliche nicht abzulehnen, sondern sich an dem festzuhalten, das Gott den Menschen hinterlässt: die Botschaft Jesu vom Reich Gottes, die von ihm gestiftete Gemeinschaft, der Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums.

Sich zu gürten heißt sich auf den Weg machen, sich für eine Tätigkeit vorzubereiten. Maria machte sich einen Gürtel, um den Weg nach Betlehem anzutreten und dort den Erlöser zu gebären. Dass sie denselben Gürtel an Thomas weitergab, zeigt eine Kontinuität in beider Personen Handeln: Wie Maria den Heiland in die Welt gebracht hat, ist es Thomas‘ Auftrag, trotz aller Skepsis, die er hat, die Botschaft Christi in die Welt zu bringen. Egal wie sehr er zweifelt, er hat einen göttlichen Auftrag. Zudem bekommt er die mütterliche Unterstützung Mariens, mit einem Gürtel und dem Zuspruch: Egal, wie unfassbar Gottes Botschaft ist, du musst sie verkünden. Matthias Wunder

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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