Mein Gebet, Generalvikar Dr. Weiss

Mein Herr und mein Gott,...

Für Generalvikar Dr. Christoph Weiss ist ein Gebet vom hl. Nikolaus von Flüe wichtig:

Mein Herr und mein Gott,
nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir, was mich fördert zu dir.
Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.

Der Generalvikar: Als Teenager bin ich über dieses Gebet gestolpert – und über den dritten Satz. Die Formulierung „nimm mich mir“ schien mir auf den ersten Blick ein Tippfehler zu sein, bis ich die Tiefe dieser Worte und die Perspektive dieses Gebetes erkannte: eins zu sein mit Gott. Dieses schlichte, aber starke Gebet geht auf den hl. Nikolaus von Flüe (1417-1487) zurück, dessen Gedenktag wir am 25. September feiern. Als 50-Jähriger zog er sich – mit Zustimmung seiner Ehefrau – in die Ranftschlucht zurück, um dort beinahe 20 Jahre als Einsiedler zu leben. 2012 durfte ich als Seminarist im Rahmen einer Reise des Priesterseminars mit Bischof Klaus Küng in die Ranftschlucht hinabsteigen. Der Ort, die Stille, die Abgeschiedenheit haben mich tief beeindruckt, auch die Zitate von Bruder Klaus, die entlang des Weges angebracht waren. Gerne spreche ich dieses Gebet am Anfang des Tages, Satz für Satz, auch mit längeren Pausen dazwischen: Beim ersten Satz denke ich nach, was meine Beziehung zu Gott gerade konkret belastet. Beim zweiten Satz überlege ich, was ich von Gott erbitte, damit meine Beziehung zu ihm stärker wird. Beim dritten Satz stelle ich mir bildlich vor, was es bedeutet, ganz Gott zu gehören, in seine Arme zu springen, von ihm umarmt zu werden – eins mit ihm zu sein.