Interview
Permakultur - ein Weg in die Zukunft?
Wie bist du dazu gekommen, einen Permakultur-Garten anzulegen?
Manuel Angerer: In Hinsicht auf die Klimakrise ist viel von Verzicht die Rede, aber es werden zu wenig neue Wege aufgezeigt, wie nachhaltiges Leben gelingen kann – und das auch noch Spaß macht. Die Permakultur zeigt Wege auf, die funktionieren. Das begeistert mich daran.
Eigentlich habe ich eine bautechnische Ausbildung absolviert und drei Jahre lang in einem Statikbüro gearbeitet, viel Beton in der Landschaft verbaut. Ich bin dann in die Firma meines Vaters gewechselt, der Forst- und Gartengeräte verkauft und repariert. Er besaß nebenbei eine freie Fläche von zirka 3.000 m2. Darauf habe ich dann einen Garten errichtet, während ich zeitgleich auf die Permakultur gestoßen bin. Der Garten versorgt uns als Familie mit Gemüse und dient als Ort für Workshops.
Welche Antworten hat die Permakultur auf die Klimakrise?
Angerer: Die Permakultur hat viele Lösungen, wie Gärtnern klimafreundlicher gelingt und auch mehr Spaß macht. Regenwasser-Nutzung wird z. B. ganz groß geschrieben. Permakultur ist sehr interessiert daran, dass der Boden besser wird, was nicht nur eine reichere Ernte zur Folge hat. Boden- und Humusaufbau speichert enorm viel CO2. Sobald die Landwirtschaft beginnt, mehr auf Bodenaufbau zu achten, kann sie der Klimakrise sehr stark entgegenwirken. Das ein großes und bisher sehr unterschätztes Mittel.
Und im eigenen Garten?
Angerer: Im Kleingarten geht es dadrüber hinaus um Biodiversität, um die Schaffung von Lebensraum für Insekten und Wildtiere. Ein großes Thema ist zudem immer der Aufbau von Humus. Dazu braucht es ein wenig Wissen, aber es lohnt sich. Dann kann man jeden Samen in die Erde legen und er wird wachsen.
Braucht man viel Vorwissen, um Permakultur privat umzusetzen?
Angerer: Die größte Hürde ist die im Kopf; dass man sich von alten Weisheiten trennt und Neues ausprobiert. Die Lösungen sind oft sehr, sehr simpel. Ein Beispiel: Man hört auf, den Salat oder Kohl samt der Wurzel auszureißen, sondern lässt die Wurzel im Boden. Die sterbende Wurzel wird zu Nahrung im Boden und es entsteht ein Korridor für Belüftung. Statt den Boden umzugraben, lockere ich ihn nur und mulche. Der erste Schritt Richtung Permakultur ist aber immer die Neugierde: Warum wächst etwas und warum nicht? Man kann an jeder Ecke im Garten starten, z. B. mit verwilderten Stellen.
Hat auch die Kräuterspirale mit Permakultur zu tun?
Angerer: Ja, genau. Permakultur ist der „Mindset“ dahinter, wie ich an die Arbeit herangehe. Bei der Kräuterspirale geht es darum, viele verschiedene Kräuter auf engem Raum anbauen zu können. Oben sitzen die Wärme und Trockenheit liebenden Kräuter, im Schatten darunter steht z. B. die Minze.
Ist der Ertrag größer?
Angerer: Ja! Permakultur ist aber auch extrem effizient. Ich kann viele Arbeitsschritte einsparen. Man hat weniger zu tun, dafür gleichbleibenden oder sogar höheren Ertrag.
Warum hat sich das System dann nicht schon mehr durchgesetzt?
Angerer: Im gewerblichen Anbau braucht es eine Übergangsphase. Ich berate auch Betriebe, wie sie kleine Schritte setzen können. Durch erste Erfolge steigt dann die Motivation für weitere Veränderungen. Dass der Wandel Zeit braucht, hat auch damit zu tun, dass Ressourcen wie Wasser in Österreich noch relativ reichlich vorhanden sind. Je drängender aber Probleme wie Wasserknappheit werden, desto schneller wird sich Permakultur großflächig etablieren.
Interview: Patricia Harant-Schagerl
Manuel Angerer bietet Workshops in Kirchdorf an der Krems und Online-Beratung an: www.bunte-permakultur.at. Sein Buch heißt „Wie uns die Natur den Weg weist. Permakultur verestehen und anwenden“, erschienen im freya Verlag.
Autor:Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.