Lichtmess
Von Kerzenlicht und Petroleumlampe
Vor einigen Jahren war ich bei einer älteren Frau im Ennstal zu Gast. Es war Winter, wir saßen in ihrer Küche, es wurde langsam dämmrig und sie machte keine Anstalten, das Licht einzuschalten. Mir kam das merkwürdig vor, bis es schließlich auch mir „dämmerte“. Es war für diese Frau völlig natürlich, auch einmal eine Zeitlang das Halbdunkel auszuhalten. Sie war noch in einer Zeit ohne Strom aufgewachsen. Von klein auf war sie es gewohnt, dass es nicht immer beinah „taghell“ war.
Gearbeitet wurde von der „Tagliachtn“, dem Morgengrauen, bis zur „Finstern“, danach ging man zu Bett oder saß noch ein wenig bei Kerzenschein oder im Schein der Petroleumlampe zusammen. Eine Kerze gab gerade so viel Licht, dass es möglich war, Karten zu spielen. Stricken, Nähen oder Lesen war nur mit einer Petroleumlampe möglich.
Selbstredend, dass mit diesen Lichtquellen sparsam umgegangen wurde. Kerzen kaufte man oft als Meterware in einem Wachsstock. Schnurförmige Kerzen wurden dabei zu einem Knäuel gewickelt und nach Bedarf in einen Halter geklemmt und entzündet. Peter Rosegger hat den ersten Christbaum in der Waldheimat übrigens mit Stückchen von so einem Wachsstock geschmückt.
Wir leben heute in einer auch nachts hell erleuchteten Welt. Der Begriff „Lichtverschmutzung“ entstand, weil man an vielen Orten nicht einmal mehr den Sternenhimmel sehen kann. Ich möchte uns in Erinnerung rufen, dass die Zeit der Kerzen und Petroleumlampen nicht weit zurück liegt. Gerade am Land kam „das Elektrische“ oft erst in den 1950er Jahren. Es leben heute noch Menschen, die uns erzählen können, wie es war, im Halbdunkel oder gar im Dunkeln beieinander zu sitzen.
Am 2. Februar, am Lichtmesstag, werden traditionell Kerzen gesegnet. Früher war es der Brauch bis dahin auch den Christbaum stehen zu lassen. An diesem Tag schließt sich der Weihnachts-Festkreis und der Frühling ist nicht mehr weit. Lichtmess ist im Jahreslauf auch der Tag, an dem die „Kunstlicht -Zeit“ dem Ende zugeht. Es bleibt länger hell und bald kann man die Abende ohne Lampe und Kerze verbringen.
Dinge mit Geschichte(n)
Inge Friedl ist Historikerin und Museumspädagogin in Graz. In Gesprächen mit Zeitzeugen erfasst und hält sie fest, was sonst für die Nachwelt verloren wäre.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.