Dinge mit Geschichte(n)
Das Sonntagsgewand

Die (dunkle) Hochzeitskleidung diente oft als Sonntagsgewand. | Foto: Archiv Friedl / Laserer
  • Die (dunkle) Hochzeitskleidung diente oft als Sonntagsgewand.
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Wenn wir über das Sonntagsgewand reden, geht es um weit mehr als nur um schöne Kleidung. Es geht um den Rhythmus von Werktag und Feiertag, der früher das Leben der Menschen prägte und der heute sehr beliebig geworden ist.
Der Übergang vom Werktag zum Sonntag war nicht nur äußerlich sichtbar, sondern man hat ihn auch geschmeckt, gefühlt und gerochen. Am Samstag wurde das Haus geputzt und man roch das Bohnerwachs. Es duftete nach dem Sonntagskuchen, oft eine Germmehlspeise. Die Menschen legten ihre Alltagskleidung ab, nahmen ihr wöchentliches Bad und zogen ein schönes Gewand an. Die kirchlich verordnete Sonntagsruhe begann schon am Samstagnachmittag mit dem Vesperläuten. Darunter versteht man das Einläuten des Feierabends, meistens um 15 oder 16 Uhr. Von diesem Moment an bis zum Sonntagabend durfte nicht mehr gearbeitet werden, beziehungsweise nur das Nötigste.
Am Sonntagmorgen zum Kirchgang wurde das allerbeste Gewand angelegt. Oft war dies ein dunkles Kleid oder ein Anzug, manchmal auch Tracht. Wer alte Hochzeitsfotos betrachtet, wundert sich vielleicht, dass die Braut früher selten weiß getragen hat. Frauen trugen ein dunkles Hochzeitskleid oder ein Kostüm, Männer einen dunklen Anzug. Diese maßgeschneiderten hochwertigen Kleidungsstücke hielten ein ganzes Leben lang und dienten nach der Hochzeit als Sonntagsgewand. Da die Menschen selten besonders dick wurden, genügten kleine Änderungen und die Teile passten bis ins hohe Alter. Am Ende wurde man damit auch aufgebahrt und begraben.
Heute haben wir oft das Problem, nicht zur Ruhe kommen zu können. Jeder Tag ist wie der andere, eine Art Sonntagsgefühl und das Wissen, dass man den Werktag hinter sich gelassen hat, stellt sich nicht ein. Früher war der Unterschied zwischen Sonntag und Werktag an der Kleidung und auch am Essen deutlich sichtbar. Allein die Sonntagskleidung anzuziehen, ließ schon feierliche Stimmung aufkommen. Auch auf das Sonntagsessen freute man sich schon die ganze Woche – aber das ist eine andere Geschichte …
Inge Friedl

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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