Tag des Judentums
Besinnung für Christen auf jüdische Wurzeln

Die ehemalige jüdische Synagoge in St. Pölten – auch eine Erinnerung an ein lange Zeit sehr konfliktbehaftetes Neben- und weniger Miteinander von Juden und Christen.  | Foto: zVg
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  • Die ehemalige jüdische Synagoge in St. Pölten – auch eine Erinnerung an ein lange Zeit sehr konfliktbehaftetes Neben- und weniger Miteinander von Juden und Christen.
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Seit dem Jahr 2000 begehen die Kirchen in Österreich jährlich am 17. Jänner den Tag des Judentums.

Seit dem Jahr 2000 begehen die Kirchen in Österreich jährlich am 17. Jänner den Tag des Judentums. Einen Tag vor der Gebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25. Jänner) mögen sich die Christinnen und Christen gemeinsam auf ihre jüdische Wurzel besinnen. (Nicht nur) am Tag des Judentums sollen wir uns ins Bewusstsein rufen, was das Judentum in Vergangenheit und Gegenwart für den christlichen Glauben bedeutet. Das Christentum ist von seinem Selbstverständnis her wesentlich mit dem Judentum verbunden. Jesus und seine Mutter Maria, die Apostel und die ersten gläubigen Christen waren alle jüdisch. Der christliche Glaube kann ohne Bezugnahme auf das Judentum weder verstanden noch verkündet werden.

Der Tag des Judentums ist auch ein Besinnungstag der Christinnen und Christen: Es hat in der Geschichte zu viel Ablehnung und Verachtung gegenüber den Juden gegeben. Das widerspricht dem christlichen Glauben; die Christinnen und Christen können von ihrem Wesen her keine Antisemiten sein, weil das Christentum jüdische Wurzeln hat. Der Tag des Judentums lädt uns alle ein, an jüdischen Menschen und ihrem Glauben begangenen Unrechts in der Geschichte zu gedenken.

Das Christentum ist von seinem Selbstverständnis her wesentlich mit dem Judentum verbunden.

Der Tag des Judentums sollte auch den jüdisch-christlichen Dialog fördern und vertiefen. Der christlich-jüdische Dialog ist wesentlich für die Identität und für das Selbstverständnis der Christinnen und Christen. Aufgrund der gemeinsamen Herkunft von Judentum und Christentum ergeben sich vielfältige Gemeinsamkeiten, die im christlich-jüdischen Dialog ausgelotet und für eine gelungene Zusammenarbeit fruchtbar gemacht werden sollen.

Der „Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ (das in Österreich einzigartige Forum aus Christen verschiedener Konfession und Vertretern der jüdischen Gemeinden, gegründet 1956 auf Anregung von Kardinal Franz König und dem Gründer des Instituts für Judaistik in Wien, Prof. Kurt Schubert) hat heuer wieder verschiedene Hilfestellungen für die Begehung des Tags des Judentums vorbereitet, u. a. auch Tipps für die Gottesdienstgestaltung (Lieder, Gebete …) und Predigtimpulse zu den Messtexten am Tag des Judentums. Diese Hilfestellungen sind auf der Homepage des Koordinierungsausschusses zu finden (https://tagdesjudentums.christenundjuden.org/).

Wie sehr sich der Tag des Judentums in den letzten 20 Jahren in Österreich etabliert hat, zeigen auch die vielfältigen Veranstaltungen und Gottesdienste, mit denen der Tag des Judentums begangen wird, so auch in der Diözese St. Pölten.

Kirchenlieder und Lebensschicksale

In zwei Vorträgen am Abend zum Tag des Judentums im Hippolyt-Haus in St. Pölten am 17. Jänner ab 19 Uhr gehen die Referenten Dr. Peter Ebenbauer (Institut für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie an der Universität Graz) und Mag. Johann Simon Kreuzpointner (Regionalkantor und Leiter der Abteilung Kirchenmusik in der Diözese St. Pölten) der Frage nach, wie das Judentum in den Kirchenliedern dargestellt wurde und wird und welche Erkenntnisse aus den vielfältigen Bemühungen um ein neues Verhältnis zum Judentum in das Liedgut der römisch-katholischen Kirche eingeflossen sind. Infos und Anmeldung zum Abend auf: https://www.hiphaus.at/programm/detail/das-judentum-in-kirchenliedern-einst-und-jetzt.

Im Rahmen des Abends zum Tag des Judentums im Bildungszentrum St. Benedikt in Seitenstetten am 19. Jänner ab 19.30 Uhr referiert die Referentin Dr. Martha Keil (Leiterin des Instituts für jüdische Geschichte in St. Pölten) in ihrem Vortrag „Vertriebene Nachbarn“ über das Leben der Israelitischen Kultusgemeinde Ybbs/Amstetten im 20. Jahrhundert, über Lebensschicksale von Juden und Jüdinnen und den Antisemitismus in der Umgebung. Infos zum Abend auf: https://www.st-benedikt.at/veranstaltungen/e/14563-vertriebene-nachbarn. Dr. Marijan Orsolic

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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