Spiritueller Tourismus
Urlaub und "Mehr"
Nicht nur am Strand liegen: „Spiritueller Tourismus“ ermöglicht auch eine Reise zu sich selbst, eine Suche nach Sinn – und vielleicht sogar eine Begegnung mit Gott.
Als Goethe im Jahr 1777 den Gipfel eines Berges erreicht, genießt er einen „heiteren, herrlichen Ausblick, die ganze Welt in Wolken und Nebel und oben alles heiter“. Angesichts der imposanten Natur kommen ihm spontan die Worte aus dem achten Psalm in den Sinn: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“
Eine Wanderung mündet in einem spirituellen Erlebnis – diese Erfahrung machen viele Menschen. Und immer mehr Menschen suchen ein solches Erlebnis ganz bewusst auf ihren Reisen – sodass im Jahr 2005 ein eigener Begriff dafür geprägt wurde: „Spiritueller Tourismus“.
Die Nachfrage steigt
„Die Nachfrage nach einer Auszeit mit spirituellem Angebot steigt, nicht nur bedingt durch die Pandemie“, erklärt Elisabeth Grabner, Leiterin des Canisiuswerks. Bei vielen Menschen, die beim Canisisuwerk eine Empfehlung einholen, stehe die Sinnsuche im Mittelpunkt des Interesses, besonders oft sei das bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte der Fall. Andere suchen Unterstützung bei der Bewältigung einer schwierigen Lebensphase oder einfach Entschleunigung.
Die Bandbreite der „spirituellen“ Urlaubsangebote ist groß und reicht von traditionellen Pilgerfahrten und Kirchenbesuchen über Burn out-Kuren, Wellness, Yoga, „spirituellem“ Wandern, Heilfasten bis hin zu Aufenthalten in Klöstern und dem Besuch von Wirkungsstätten bedeutender Persönlichkeiten. In den letzten Jahren öffnete sich das Konzept zunehmend neuen, bisher kirchenfernen Zielgruppen. So hat die Evangelische Kirche in Deutschland rund 350 „Radwege-Kirchen“ aufgebaut, deren Gemeinden Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Impulse und Gebete für unterwegs sowie Trinkwasser anbieten.
Klöster heißen nicht mehr in erster Linie junge Männer oder Frauen willkommen, die ihrer Berufung nachspüren wollen, sondern auch Familien mit Kindern, Paare mittleren Alters oder Gruppen. Touristisch gesehen haben die Klöster sehr gute Voraussetzungen: Die Beherbergung von Gästen gehört meist zu ihrem Selbstverständnis dazu, viele ihrer Gebäude sind an sich für Touristen interessant und sie liegen meist in besonders schönen Landschaften. Die Ordensleute leben in einem Rhythmus, der im Gegensatz zur Schnelllebigkeit und Intensität des modernen Lebens Ruhe und Besinnung ermöglicht.
Einige Angebote der Stifte unserer Diözese:
Stift Altenburg
Das Waldviertler Benediktinerstift lädt Menschen ein, die Ruhe und Besinnung suchen. Im August findet wieder eine Fastenwoche statt.
Stift Geras
Bekannt ist das Prämonstratenserstift vor allem für seine Fasten- und Kreativkurse (im Schüttkasten). Gäste können sich auch „in Klausur begeben“ und einige Tage schweigend oder in Begleitung von Kräuterpfarrer Benedikt, der Kräuterwissen vermittelt, verbringen.
Stift Göttweig
Das Stift mit dem grandiosen Ausblick auf die Wachau lädt zu Exerzitien im Alltag ein. Das Gästehaus (sogar mit Appartment) steht allen Urlaubern offen.
Stift Herzogenburg
Im Stift gibt es eine einfache Pilgerherberge.
Stift Lilienfeld
Auch das Zisterzienserstift Lilienfeld lädt Gäste ein, hier Tage der Stille oder ihren Urlaub im Gästetrakt des mittelalterlichen Klosters – in einer besinnlichen Atmosphäre – zu verbringen.
Stift Melk
Das Gästehaus mit einfachen Zimmer steht Menschen offen, die zur Ruhe kommen wollen.
Stift Seitenstetten
Das barocke Stift hat nicht nur gemütliche Gästezimmer in petto, sondern auch Sommer-Pauschalangebote wie „Tajitage im Kloster“, Fastentage, „Geistliche Tage“ sowie „Yoga & Meditation“.
Autor:Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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