Umwelt und Schöpfung
Die „Schöpfungszeit“ regt Pfarren zur Nachhaltigkeit an

In der Pfarre Amstetten-St. Stephan werden Ökologie Begegnung, Bildung und Soziales kombiniert. | Foto: zVg
  • In der Pfarre Amstetten-St. Stephan werden Ökologie Begegnung, Bildung und Soziales kombiniert.
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Vielerorts bemühen sich Pfarrgemeinden und kirchliche Einrichtungen darum, nachhaltig zu wirken und den kommenden Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen. Vielerorts wird der Umweltgedanke bei Christen aber schon seit Jahren gelebt. Einen neuen Impuls könnte es auch durch die 50 neuen Umwelt-Pfarrgemeinderäte geben.

In vielen Pfarren der Diözese St. Pölten wächst das Umweltbewusstsein und es gibt ein großes Bemühen, nachhaltig und „enkerltauglich“ zu wirken, betont Axel Isenbart, Umweltbeauftragter der Diözese St. Pölten. Bei Pfarrfes­ten, Umbauten, Aktionstagen, Veranstaltungen oder in der Verkündigung ist dies gut zu beobachten. Die Kirchen rufen die Bedeutung des Natur-, Klima- und Artenschutzes besonders in der „Schöpfungszeit“ ins Bewusstsein. Diese wird jedes Jahr von 1. September bis 4. Oktober – dem Gedenktag des Patrons des Umweltschutzes und der Ökologie, Franz von Assisi, – begangen. Immer wieder berichtet „Kirche bunt“ von Initiativen der Diözese St. Pölten und von Bischof Alois Schwarz, der in der Österreichischen Bischofskonferenz u. a. für die Bereiche Umwelt und Nachhaltigkeit zuständig ist. Vielerorts zählt der Umweltgedanke schon zur DNA von Pfarren. Gleichzeitig wird von kirchlicher Seite immer wieder auch erinnert: Jede und jeder Einzelne kann zur Bewahrung von Gottes wunderbarer Schöpfung viel beitragen.

Pfarrgemeinderäte für Umwelt

Seit der letzten Pfarrgemeinderatswahl im März können Pfarrgemeinderäte (PGR) den Bereich Umwelt übernehmen. Immerhin 50 PGRs haben sich dafür gemeldet. Auch bei den Pfarrgemeinderatsklausuren machen sich viele Gedanken, wie sie schöpfungsfreundlich agieren können, oder müssen, da die hohen Energiepreise für die Beheizung von Kirchen und Pfarrhöfen Herausforderungen darstellen.

Für die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) ist eine ökologische Umkehr „lebensnotwendig“. Deshalb solidarisierten sich die interreligiöse Klimaschutzplattform „Religions for Future“ und die offizielle Vertretung des Laienapos­tolats in Österreich sowie etliche Pfarrvertreter mit dem Welt-Klimastreik am 23. September. Auch viele junge Christen beteiligten sich an der Demonstration in St. Pölten. Die Bewahrung der Schöpfung und entsprechende Änderungen im Lebensstil sind ein zentrales Anliegen der Katholischen Aktion. Die KAÖ legte zuletzt besonderen Wert auf Überlegungen zur Lösung bei ökologischen Problembereichen wie Verkehr, Bodenverbrauch, Ernährung und Ressourcenverbrauch.

Mehr und mehr entdecken Pfarren, dass kleine Paradiese bei ihnen schon vor Ort sind. – in zahlreichen Pfarrgärten wird für alle Sinne etwas geboten. Der Garten erinnert Christen immer auch an das Paradies – unseren „Sehnsuchtsort“. „Je mehr Raum wir dem Grün geben, des­to besser ist es auch für unsere Mitwelt“, sagt der diözesane Umweltbeauftragte Isenbart. Hildegard von Bingen habe die Natur einst ein „einziges, großartiges Lese- und Lebensbuch der Hoffnung“ genannt. „Im Garten kannst du Gott begegnen“, ist Isenbart überzeugt.
Vielerorts geschehen Umweltmaßnahmen ohne großes Aufsehen. So wurde das diözesane Bildungshaus in St. Pölten mit einem Wasserkraftwerk ausgestattet, damit soll das Hip-Haus in Zukunft autark mit erneuerbarer Energie aus Wasserkraft versorgt werden. Viele Pfarren steigen auf erneuerbare Energiequellen um, so wurde u. a. in Bad Traunstein kürzliche eine Photovoltaikanlage installiert. Wieder andere Pfarrgemeinden forcierten in der letzten Zeit E-Tankstellen für Elektroräder und -autos. Im Vorjahr wurde die Pfarre Langegg „Klimabündnispfarre“ – als erste in der Diözese. Folgende Projekte wurden in der Pfarre u. a. umgesetzt: nachhaltige Opferkerzen mit wiederverwendbaren Schalen; nachhaltige Pfarrfes­te (Papier statt Plastikverpackung, wiederverwendbares Geschirr); Klimatipp-Workshop für Kinder; die Temperatur im Pfarrhof wurde auf 19 Grad reduziert …

Naturbelassen

Im ähnlich klingenden Maria Langegg verweist die Pfarre auf die Symbiose der Wallfahrtskirche mit dem Garten am sogenannten „Kirchenberg“. Dieser ist naturbelassen und bietet Wildblumen, Kräutern, vielen Insekten und Tieren Platz.

Der westliche Teil des Pfarrgartens in Ober-Grafendorf wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeinde in einen „Paradiesgarten“ verwandelt. Darin befindet sich ein „Nützlingshotel“, das sich hoher Frequenz erfreut – von Insekten, Igeln und Vögeln. Im Garten wurde eine Blühwiese samt heimischen Bäumen und Sträuchern angelegt. Die Wiese wird nur einmal im Jahr gemäht.

Wie andere Pfarrgärten auch, wurde auch jener in Lunz am See im Zuge einer Neugestaltung des Ortskerns für die Allgemeinheit geöffnet und in die neue Begegnungszone der Gemeinde eingebunden.
Stadtentwicklung benötigt Grünoasen, die zum Verweilen und Gespräch einladen, weiß man auch in Amstetten. Direkt neben der Pfarrkirche St. Stephan ist ein neues Platzerl mitten in der Stadt entstanden. Neben dem ökologischen Gedanken hat man im Pfarrgarten an die Bereiche Soziales und Bildung gedacht. Durch die Beteiligung der ARGE Bildung Mostviertel, die Jugendliche auf den Arbeitsmarkt vorbereitet, und der ARGE Sozialdienst Mostviertel, die mit ihren Klienten die Pflege des Garten übernehmen, entstand ein soziales Leuchtturmprojekt.

Pfarrgarten als „Paradies“

Als ein weiteres „Paradies“ mit Obstbäumen, Teich und Blumen gilt der Pfarrgarten von Getzersdorf, der seit vielen Jahren von Maria Gensberger (93) tagtäglich liebevoll und ehrenamtlich gepflegt wird. Und im heurigen Sommer wurde die Caritas-Aktion der Sommerfrische bei netten Begegnungen in so manchen Pfarrhöfen gerne genutzt.
Viele Pfarrgemeinden ist die Schöpfungsverantwortung ein wichtiges Anliegen, etwa in Mödring oder Echsenbach. Dort wird z. B. ganz konkret auf die korrekte Entsorgung von Kränzen geachtet.

Über 15 Tonnen CO2 gespart

In WO???? wurde vor wenigen Jahren wegen des großen Wärmeverlustes mithilfe der Energieberatung durhc das Land NÖ einige Verbesserungsmaßnahmen gesetzt: die oberste Geschoßdecke des Pfarrhofes wurde gedämmt, der Tausch der Fenster in Angriff genommen und die Außenfassade der Pfarre wurde ökologisch mit Hanffaserdämmplatten vorgenommen. Zudem wurde auf die Beschattung Wert gelegt und als Kälteabwehr wurden Raffstores eingebaut. Die Maßnahmen wurden vom Land Niederösterreich durch die „Energiesparpfarre“ und vom Bund gefördert. Damit erspart man dem Klima jährlich 15,55 Tonnen CO2-Ausstoß. Bei der Innenrenovierung der Pfarrkirche im Jahr 2017 wurde die gesamte Beleuchtung auf LED umgestellt, wofür es ebenfalls Förderungen vom Land und Bund gab.

Insgesamt werde in der Diözese auf innovative und nachhaltige Maßnahmen gesetzt, betonte Bischof Alois Schwarz erst kürzlich und verwies dabei nicht nur auf 50 Maßnahmen zur Wärmedämmung oder die Errichtung von sechs Photovoltaikanlagen, sondern u. a. auch auf 50 bereits vollzogene Umstellungen auf LED-Beleuchtungen in Pfarrhäusern.

Im optimalen Fall gibt es bei pfarrlichen Ökoprojekten Vorteile auf verschiedenen Ebenen. Als Paradebeispiel gilt etwa der Aktionstag „Wir radeln in die Kirche“: Man tut seiner Gesundheit, seinem Geldbörsel und der Umwelt Gutes.

Diözesaner Umweltpreis

Das Thema Friedhof und Nachhaltigkeit ist beim Umweltpreis 2022 ein Schwerpunkt. Die Katholische Aktion der Diözese lädt dazu ein, sich für diesen Preis zu bewerben. Dies ist noch bis zum 6. Oktober möglich (per E-mail an ka.stpoelten@kirche.at oder per Post an die Katholische Aktion, Klosterg. 15, 3100 St. Pölten).

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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