Erzählung
Am frühen Morgen

Foto: alexugalek – stock.adobe.com

Es gibt sie noch, diese still-schönen Morgen mit den berührenden Momenten der gerade heraufkommenden Sonne. Wo du stehst und lange schaust. Mit der unversehrt blauen Himmelskuppel dar­über, von Schlieren oder Kondensstreifen noch nicht gezeichnet. Selbst der Wind hält noch den Atem an in diesen frühen Stunden, still funkeln die kleinen Tautropfen an Gras und Halm.
In sittsam-niedrigen Pölsterchen steht schon der Weißklee am Weingartenrand, und daneben, ganz in Blau, die der Sonne geöffnete Blüte der Wegwarte. Voll Verheißung liegt der junge Tag, einem Geschenk an dich gleichkommend, vor dir. Was hält er für dich bereit? Was wirst du an ihm – selber ge­staltend – vollbringen? Mit den Schwalben in der Luft fühlst du dich eins, die im Flug von purer Lebensfreude künden. Und jetzt ein Hahn, der sich von irgendwoher meldet, unverkennbar sein Schrei.
Und wie überall rundum zu sehen: Es tragen die Weinstöcke schon, von Tag zu Tag an Reife gewinnend. Ja, und schon bald im Lauf des Vormittags kommen auch die ersten Gäste zu uns, die Touristen. Manch einer allein, zu zweit kommen sie, in Gruppen, manchmal auch ganze Scharen. Mit Stock und Rucksack reisen sie an, von wirklich überall her, und „Wo ist hier das Loisium?“ wird gefragt. Und „Wo ist hier der Weinweg?“ ebenfalls. Wir Bewohner von hier, der größten Weinstadt Österreichs, geben gern und bereitwillig Auskunft – über allerlei Wissenswertes, den Wein betreffend. Und es findet also ein Aus­tausch statt zwischen den Fremden und uns Langenloisern, und das ist so schön! Und wir lernen täglich voneinander …
Margret Pfaffenbichler

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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