Filmemacher Helmut Schwarz hat eine Dokumentation über die einzigartige Orgellandschaft in Eisenstadt produziert
Der Orgel-Versteher

Der Wahl-Eisenstädter Helmut Schwarz wurde hier von seiner Tochter porträtiert, die sozusagen in seine Fußstapfen trat und im gleichen Berufsfeld als freischaffende Fotografin tätig ist.    | Foto: Jolly Schwarz
  • Der Wahl-Eisenstädter Helmut Schwarz wurde hier von seiner Tochter porträtiert, die sozusagen in seine Fußstapfen trat und im gleichen Berufsfeld als freischaffende Fotografin tätig ist.
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Über zwanzig in Eisenstadt beheimatete Orgeln boten dem Filmemacher Helmut Schwarz ausreichend Stoff für sein neuestes Werk. Der Wahl-Burgenländer entwickelte dabei gar eine neue Leidenschaft.

Gerald Gossmann

Drohnen über Eisenstadt – über dem Kalvarienberg, dem Schloss, der Konventkirche. Für Filmemacher Helmut Schwarz, 68, waren sie notwendig, um die Schauplätze von 22 Orgeln kinotauglich ins rechte Licht zu rücken. Eigentlich ist Schwarz, graues Haar, markantes Gesicht, tiefe Stimmfarbe, „kein Orgel-Fan“, wie er sagt. Doch dann erfuhr er von Engelbert Marakovits, Direktor des „Haus der Begegnung“, von imposanten 16 Exemplaren alleine im Eisenstädter Stadtteil Oberberg. Seine Recherche ergab: Diese Orgeldichte auf so engem Raum ist einzigartig in Europa. Dazu kam sein Spezialfachgebiet der unerwarteten Entdeckung entgegen: Er produziert Dokumentationen im Kultur- und Kunstbereich. Die 22 sakralen Instrumente im kleinen Eisenstadt waren ein „gefundenes Fressen“ für einen wie Schwarz.

Ins Rampenlicht. Der Mann, der seit zwölf Jahren in Eisenstadt lebt, hat einen beeindruckenden Lebenslauf vorzuweisen – der im Alter von 12 Jahren eine entscheidende Wende nahm: „Mein Vater war begeisterter Amateurfotograf und hat mir damals seine alte Kamera geschenkt“, erzählt der gebürtige Wiener. Er maturierte an der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt, kurz „die Graphische“ genannt und blieb dem Metier treu. Doch nicht als Filmemacher hinter der Kamera. Sondern als Entwickler, der die Technik für Kreative konzipierte. Er werkte für den US-Softwarehersteller Adobe, lebte in Holland und Deutschland. Als Produktentwickler unterstützte er Kreative dabei, ihr Kopfkino durch passgenaue und leicht anwendbare Technik in Kunst umzuwandeln. Doch dann war er vom technischen Fortschritt so begeistert, dass er vom Entwickler zum Filmemacher umsattelte. 2006 gründete er eine kleine „Ein-Mann“-Multimedia-Agentur. In erster Linie, um sich im nahenden Ruhestand zu beschäftigen. Während andere nach der Pensionierung zu gärtnern beginnen oder zu Haubenköchen mutieren, begann Schwarz Filme zu produzieren. Seine Produktion über die Orgellandschaft Eisenstadt ist übrigens kein Auftragswerk. Schwarz war fasziniert von der Idee und bat in der Diözese um Drehgenehmigungen. Dort war man aber so begeistert, dass man den Film – ebenso wie das Land Burgenland, die Stadt Eisenstadt und die Esterházy Betriebe – subventionierte. Schwarz betont, dass er Filme nicht wegen des Geldes mache. „Das Equipment ist teuer. Ich will nur so viel Geld einnehmen, sodass es mich nichts kostet.“

Fremde Welt. Schwarz vertieft sich seit Monaten in eine Welt, die ihm davor fremd war. Heute kommt er oft ins Schwärmen. Es fasziniert ihn, dass die meisten Orgeln noch bespielt werden. Im Film möchte er die Frage klären, wieso auf so engem Raum so viele zu finden sind. „Ich bin kein religiöser Mensch“, betont Schwarz. Aber seitdem er an der Dokumentation werkt, zieht es ihn immer öfter in Kirchen. „Ich will mir dann die Orgel anschauen, ihr Klangbild hören.“ Neuerdings interessieren ihn auch Gotteshäuser selbst. „Ich schaue mir das Kirchenschiff an und sehe auf einmal die je eigene Stilistik.“ Schon einmal hat er einen religiösen Film unter dem Titel „Kreuzweg Meditation“ im Burgenland produziert, in welchem er Kreuzwegstationen und aktuelle gesellschaftliche Probleme gegenüberstellt.
Seinem neuesten Werk wollte Schwarz ein wenig „Hollywood-Flair“ verleihen, hat aufwändig gearbeitet und gar einen befreundeten Tonmeister aus dem Burgtheater engagiert. 25.000 Euro hat die Produktion gekostet, 500 Arbeitsstunden hat er grob notiert. Gefilmt wurde von der Bergkirche über das Schloss Esterházy bis hin zum Dom.

Orgel-Fan. Seine aktuelle Doku sei „für den Otto-Normalverbraucher gemacht“. „Die wenigsten Menschen haben eine Ahnung von Orgeln.“ Nachsatz: „Nach dem Film entwickeln sie womöglich eine Affinität.“ So wie es bei ihm, dem Filmemacher, war – der nun auch ein Orgel-Versteher ist.

Autor:

Redaktion martinus aus Burgenland | martinus

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