LEBENS_WEISE
Beziehungen im Wandel der Zeit

Martin und Paula Wintereder begleitet en über die Jahre viele Paare, zum B eispiel bei den Seminaren der „Beziehungstage“.  | Foto: Eidenberger
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Paarbeziehungen haben sich über die Jahrzehnte verändert und sind doch auch gleichgeblieben. Paula und Martin Wintereder leiteten jahrelang die „Beziehungstage“ in Oberösterreich und wissen, welche Themen Paaren unter den Nägeln brennen.

„Wir sind nicht allein“: Diese Erkenntnis ist eine der zentralen Erfahrungen, die Paare bei den Beziehungstagen machen. „Sie sehen, dass auch andere die gleichen Probleme haben und die gleichen Erfahrungen machen“, sagen Paula und Martin Wintereder. Die beiden arbeiteten zwei Jahrzehnte lang bei den Beziehungstagen, die in Oberösterreich stattfinden, mit und leiteten diese auch die vergangenen fünf Jahre. Paare nehmen sich hier mehrere Tage Zeit, um sich intensiv mit der eigenen Beziehung auseinanderzusetzen.

Paula und Martin Wintereder – sie ist unter anderem ehrenamtliche Vorsitzende der Kath. Frauenbewegung und er Dekanatsassistent in Peuerbach – haben über die Jahre erlebt, wie sich Paarbeziehungen verändern und was dennoch gleichgeblieben ist. „Das große Thema, das sich durch alle Generationen hindurchzieht, ist Kommunikation. Das gilt für alle Paar- und Lebenssituationen“, sagt Wintereder.

Je länger eine Beziehung dauere, desto größer sei die Gefahr, „abzudriften“, die Dinge zu vernachlässigen. „Ein Hauptgrund, den Paare für eine Trennung angeben, ist, dass sie sich auseinandergelebt haben. Das Paar muss daher immer wieder die eigene Verbindung stärken und sich bewusst miteinander beschäftigen.“ Wo geht es uns gut, welche Dinge müssen wir besprechen, wie formulieren wir unsere Wünsche, wie können wir Dinge vorwurfsfrei ansprechen, die uns aneinander ärgern? Das seien einige Fragen, mit denen sich Paare auseinandersetzen sollten.

SUCHEN SCHNELLER HILFE
Der Anteil der Paare, die Scheidungserfahrungen seitens ihrer Eltern mitbringen, sei bei den Beziehungstagen gestiegen. Paula Wintereder meint, dass sie auch deshalb kommen, „weil sie wissen, wenn wir nichts in unsere Beziehung investieren, geht das auf Dauer nicht gut“. Das sei etwas, was sich im Laufe der Jahre zum Positiven verändert habe: Die Hemmschwelle, sich als Paar Hilfe zu holen, zum Beispiel in Form einer Beratung, sei gesunken. „Viele merken, wie gut es tut, wenn man in einem geschützten Raum offen reden und Probleme ansprechen kann“, sagen die Wintereders.

„Das große Thema, das sich durch alle Generationen zieht, ist Kommunikation.“

PAULA WINTEREDER

Bei Frauen sei die Beziehungskompetenz höher, sie würden schneller merken, wenn etwas „unrund läuft“, sagt Paula Wintereder. Männer hingegen würden oft dazu neigen, eine Beziehung als „Ressource“ zu sehen, sagt Martin Wintereder, um das Leben zu meistern. „Sie fühlen sich in Beziehungsfragen weniger kompetent. Sie nützen nicht so viele Möglichkeiten, sich auszutauschen, fühlen sich nicht so erfahren.“ Entsprechende Vorbilder wie in den eigenen Vätern würden oft fehlen. Das Einbeziehen der Natur und das Im-Freien-Sein sei deshalb besonders wichtig, wenn es darum geht, Männer zu einem Paarseminar zu motivieren. Außerdem habe es sich bewährt, dass Paula und Martin Wintereder als Referent:innen gemeinsam auftreten.

ZWISCHEN UNS
Neben der Kommunikation ist ein zweites großes Thema, das die meisten Paare egal welcher Generation betrifft, die Frage „Was steht zwischen uns?“. „Das können die Kinder sein, die Eltern, der Beruf, der Verein, etwas, das immer wichtiger ist als der Partner. Das kann über die Jahre zu viel und damit zum Problem werden“, sagt Martin Wintereder. Entsprechend wurden schon Seminare unter den Titeln „Ich bin dann mal da“, „Wohin geht die Reise?“ oder auch „Zweisamkeit in intensiver Familienzeit“ gestaltet.

Spannend und für beide Seiten beflügelnd sei immer wieder der Austausch zwischen den älteren und den jüngeren Paaren, sagen die Wintereders. „Bei den jüngeren Paaren ist das Bewusstsein gewachsen, dass man in die Beziehung investieren muss, sie vertrauen sich viel an, teilen ihre Bedürfnisse mit, wollen wissen , was der andere denkt“, sagt Paula Wintereder. „Die Älteren bringen die Erfahrung mit, schon schwierige Herausforderungen gemeister t zu haben. Sie wissen, so leicht bringt uns nichts mehr aus der Ruhe. Es ist oft große Dankbarkeit da“, sagt Martin Wintereder.

Die Älteren seien oft neugierig, was die Jüngeren heute anders machen, was sie sich vielleicht nicht mehr erkämpfen müssen, wo sie schon reifer sind , als sie selbst es damals waren. Die Paar-Generationen ermutigen sich gegenseitig und lernen voneinander. Außerdem werden die Paare auch immer multikulturelle r und diverser. „Da ist viel Kommunikation notwendig“, ist sich das Paar Wintereder einig.

ÜBERGÄNGE
In der Beziehung gebe es immer wieder Übergänge, wo man sich neu orientieren muss als Paar: „Zuerst ist die Hauptaufgabe, die Kinder zu versorgen, dann ist man wieder zu zweit. Es ist nicht so einfach, etwas Gemeinsames zu finden, je nachdem , welche Ansprüche man hat“, sagt Martin Wintereder. „Gleichzeitig muss jeder einen gewissen Freiraum für sich haben. Wir praktizieren das so, dass jeder mal ein paar Tage Auszeit ohne den anderen nimmt. Mit Freundinnen oder Freunden wegfährt oder sich in die Berge zurückzieht“, ergänzt Paula Wintereder. Die Leitung der Beziehungstage haben sie nun abgegeben. „Wir haben ein gemeinsames Projekt als Angebot für Paare entwickelt, bei dem wir selbst viel voneinander gelernt haben und das auch unserer Beziehung gut getan hat“, lautet ihr Fazit.

LISA-MARIA LANGHOFER

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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