Die Heiliggrab-Bruderschaft in Pfunds
Wache halten
Die Gründung der Heiliggrab-Bruderschaft in Pfunds im Jahr 1511 fällt in die Amtszeit von Kaiser Maximilian I. und Papst Julius II., der als Pontifex maximus den Neubau des Petersdoms in Rom begann und die Schweizergarde gründete. Seit dieser Zeit widmen sich die Grabbrüder in der Osterzeit dem Auf- und Abbau, der Pflege und Betreuung des Heiligen Grabes. Diese uralte Tradition wurde 2013 von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erhoben.
Die Heiliggrab-Bruderschaft wurde 1511 vom damaligen Papst bestätigt und mit einem Ablass ausgestattet. „Die Aufgabe der Bruderschaft ist der Auf- und Abbau und die Pflege des Heiligen Grabes, die 24-stündige Anbetung am Karfreitag und das Tragen des Baldachins, der Laternen und der Fahne bei den Prozessionen,“ erklärt Bruderschaftsmeister Bernd Thöni die Tradition.
12 Anbetungsgruppen
Die Bruderschaft in Pfunds ist unterteilt in zwölf Anbetungsgruppen mit jeweils 16 Mitgliedern, somit insgesamt 192 Mitbrüder, gewählter Bruderschaftsmeister ist Bernd Thöni. Alljährlich sind bereits am Samstag vor dem Palmsonntag Kraft und handwerkliches Geschick beim Aufbau des Heiligen Grabes gefragt, drei große und schwere Kulissenbögen werden als Rahmen in der Liebfrauenkirche aufgestellt. Bernd Thöni: „Dazu ist neben fachkundigen Handwerkern, die jedes Jahr aufbauen, abwechslungsweise eine Gebetsgruppe eingeteilt. Somit ist man einmal in zwölf Jahren beim Aufbau involviert.“
Nach erfolgtem Aufbau werden die Aufgaben für die Sommerprozessionen durch das Los verteilt – vier Baldachinträger, vier Laternenträger, ein Fahnenträger mit einem Gehilfen, umgangssprachlich „Zaggler“ genannt. Diese sind für das Halten der Zaggeln, d. h. der Quasten zuständig.
Gründonnerstag
Besonders feierlich wird es am Gründonnerstag – im Inneren der Kulissenbögen ist der Ölberg mit Christusfiguren und schlafenden Soldaten dargestellt. Bernd Thöni: „Eine Lichterprozession führt von der Gründonnerstagliturgie in der Pfarrkirche in die Stubener Kirche zum Ölberg. Im stimmungsvollen Dunkel umrahmt von flackernden Farbkugeln in den Kulissenbögen findet eine Andacht mit einem althergebrachten Männerchorgesang statt.“
Karfreitag
In dunkelblauen, schlichten Bruderschaftsmänteln übernehmen die Gebetsbrüder in ihren Gruppen von Karfreitag, 15 Uhr, bis Karsamstag, 15 Uhr, die ununterbrochene Wache und Anbetung des Altarsakraments am Heiligen Grab. „Am Karfreitag wird das Heilige Grab auf den eigentlichen Inhalt umgebaut und um 15 Uhr beginnt mit dem Öffnen der Gruft die 24-stündige ununterbrochene Anbetung des Allerheiligsten“.
Jeweils 16 Grabbrüder im dunklen Mantel beten Rosenkranz mit sonoren Stimmen, stündlich wird reihum abgewechselt und so betet auch jede Gruppe zweimal.
In jeder Gruppe ist auch ein Judas bestimmt. „Er hebt bei den Mitbrüdern den jährlichen Mitgliedsbeitrag ein“, so der Bruderschaftsmeister.
Karsamstag
Am Karsamstag findet um 15 Uhr zuerst eine Kinderandacht vor dem Grab mit der Speisenweihe statt: „Danach wird das Grab mit einer Darstellung vom leeren Grab mit Engeln abgedeckt, ein großes Auferstehungsbild ist eine Woche in den Kulissenbögen zu sehen. Dann wird das Heilige Grab wieder abgebaut und in einem nahen Keller verstaut“, erzählt der Bruderschaftsmeister. Dort bleibt es bis zum nächsten Osterfest.
Aktiv im Kirchenjahr
Aber auch während des Kirchenjahres ist die Heiliggrab-Bruderschaft aktiv, wie Bernd Thöni erklärt: „Wir begleiten das Allerheiligste mit Baldachin und Laternen bei den Prozessionen. Außerdem gibt es eine eigene Bruderschaftsfahne, die bei den Prozessionen mitgetragen wird“ – und: „Seitdem die Fahne renoviert ist, gehen bei einem Begräbnis zwei Mitbrüder in Bruderschaftsmantel und mit Laterne am Sarg mit. Da dies noch mehr die Angehörigkeit zur Bruderschaft symbolisiert und sich auch in der Organisation bewährt hat, wurde dies als neues Ritual etabliert“.
Mehr als 500 Jahre alt
Im Jahr 2011 hat die Heiliggrab-Bruderschaft das 500jährige Bestehen gefeiert.Dazu ist ein Buch von Prof. Robert Klien erschienen. Er war auch federführend beteiligt, dass die Tradition im Jahr 2013 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde. Auch der soziale Aspekt ist den knapp 200 Heiliggrab-Brüdern wichtig, wie Bernd Thöni erzählt: „Mitglieder der Grabbruderschaft sind auch immer wieder bei sozialen Aktivitäten wie beim Adventmarkt oder der Dreikönigsaktion beteiligt.“
Elisabeth Zangerl
Autor:TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag |
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