Angelika Ritter-Grepl über Frauen in der Kirche und das neue Buch „Frauen machen Kirche“
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Angelika Ritter-Grepl ist Frauenreferentin der Diözese Innsbruck. | Foto: Tiroler Sonntag/Kaltenhauser
  • Angelika Ritter-Grepl ist Frauenreferentin der Diözese Innsbruck.
  • Foto: Tiroler Sonntag/Kaltenhauser
  • hochgeladen von TIROLER Sonntag Redaktion

80 Frauen geben im Buch „Frauen machen Kirche“ Antworten auf die Frage, warum sie in der Kirche bleiben, was sie in Kirchendienst und Ehrenamt motiviert und welchen Wandel sie ersehnen. Ein Gespräch mit der Frauenreferentin der Diözese, Angelika Ritter-Grepl.

Wie geht es den Frauen in der Katholischen Kirche?
Angelika Ritter-Grepl: Total gemischt. Himmelhoch jauchzend geht es uns, wenn wir unseren Glauben feiern, unsere Gottesbeziehung leben, uns gegenseitig stärken können. Zu Tode betrübt sind wir da, wo es um unsere Stellung in der Kirche geht, weil wir immer noch nicht gleichberechtigt sind.

Beim Thema Gleichberechtigung winken viele müde ab. Ist das in der Kirche anders?

Ritter-Grepl: Absolut. Das Thema ist sehr präsent. Ich erlebe eine große Offenheit in diesen Fragen und sehr viel Wertschätzung Frauen gegenüber. Eine – paradoxerweise positive – Konsequenz aus der strukturellen Diskriminierung von Frauen in der Kirche. Was die Gesellschaft betrifft: Gleichstellung ist auch dort noch lange nicht erreicht!

Frauen halten in der Kirche vielerorts „den Laden am Laufen“, ehrenamtlich und in Leitungsfunktionen. In der Öffentlichkeit überwiegt ein anderes Bild ...
Ritter-Grepl: Wir stehen in einer starken Spannung, die übrigens auch männliche Laien betrifft. Dass viele Aufgaben traditionell in Frauenhand sind, ist zunächst kein Unterschied zu vielen anderen Institutionen und zur Gesellschaft insgesamt. Kirche sollte sich aber so verändern, dass sie sich beim Thema Geschlechtergerechtigkeit nicht ständig verteidigen muss – weil es keine Grundlage mehr dafür gibt. Dafür wäre ein gemeinsamer Prozess von Kirchenleitung und Frauen nötig. Es ist ein globales Thema, das leider teils große Hilflosigkeit hervorruft.

Sind Sie manchmal mit dem Vorwurf konfrontiert, warum Sie sich als Frau für die Kirche engagieren?
Ritter-Grepl: Das kommt vor – oft von solchen, die die Kontroverse bewusst suchen. Ich lasse mich bereitwillig auf diese Diskussionen ein. Denn ich sehe mich sehr als Teil von Kirche als dem Ort, den Glauben gemeinsam zu leben. Ich kann nicht ohne die Kirche sein! Als Frau möchte ich sie von innen heraus verändern.

Ist das neue Buch ein Schritt in diesem Prozess?
Ritter-Grepl: Das Buch und seine Entstehung sind für mich ein Wunder. Ausgangspunkt war ein Text der Theologieprofessorin Angelika Walser, den wir auf unserem Blog veröffentlichten. Innerhalb kürzester Zeit
fanden wir weitere Autorinnen, die sich ebenfalls mit ihrer jeweiligen Situation in der Kirche, ihren Enttäuschungen und Visionen auseinandersetzten. Dies deutlich auszusprechen, ist auf jeden Fall ein Schritt in die
richtige Richtung.

Wie waren die Reaktionen auf diese Initiative?
Ritter-Grepl: Überwältigend positiv! Wir haben hunderte Mails bekomen, in denen die Menschen teils sehr persönliche Geschichten und Erfahrungen mit uns geteilt haben. Das war sehr berührend. Die negativen Reaktionen kann ich an einer Hand abzählen.

Gibt es eine Aussage aus dem Buch, die Sie besonders bewegt hat?
Ritter-Grepl: Ja, der Satz von Sabine Tscherner: „Die Würde, die Frauen im Umgang mit Jesus erfahren haben, ist ihnen im kirchlichen Alltag oft vorenthalten worden.“ Die Zeit ist reif, daran etwas zu ändern.

Maria ist ja „Patronin“ der deutschen Bewegung „Maria 2.0“. Wie geht es Ihnen mit Maria?

Ritter-Grepl: Ich war bei den Don-Bosco-Schwestern im Kindergarten, daher ist „Maria, die Hilfe der Christen“ sehr wichtig für mich. Ich verehre sie, der Rosenkranz ist mein Lieblingsgebet. Maria zeigt die ganze Spannung des Frau-Seins zwischen Demut und Stärke auf. Mir gefällt, wie sie sich in ihrer Lebenssituation durchgesetzt hat, auch Jesus gegenüber. Gott sei Dank gibt es viele Marienbilder. Maria ist ein Vorbild für starke Frauen, die ihren eigenen Weg gehen.«
Interview: Lydia Kaltenhauser

Das Buch „Frauen machen Kirche“, herausgegeben von der Initiative „bleiben.erheben.wandeln“, ist im Patmos-Verlag erschienen (232 Seiten, € 19). Es enthält auch zahlreiche Beiträge von Frauen aus der Diözese Innsbruck, u.a. von Hildegard Anegg, Alexandra Bauer, Bernadette Embach, Anni Findl-Ludescher, Katrin Geiger, Sibylle Geister-Mähner, Barbara Haas, Ingrid Jehle, Irmgard Klein, Sabine Meraner, Claudia Paganini, Maria Plankensteiner-Spiegel, Michaela Quast-Neulinger, Maria Rhomberg und Mira Stare .

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ