Kommentar

Beiträge zum Thema Kommentar

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Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Pflanzen und Roden

Ruhig ist es geworden im Klostergarten. Früher lebte hier eine Schar Laufenten und eine Hasenfamilie. „Scheidungshasen“ manchmal – denn es hatte sich herumgesprochen, dass es Tieren im Klostergarten gut geht. Seit es nur noch eine Gärtnerin gibt, ist es mit den Tieren zu viel geworden. „Ich bin immer noch sehr glücklich hier“, sagt sie, als sie mich durch den Garten führt. Es ist auch immer noch viel Arbeit. Ihren Händen sieht man sie an, dem jung gebliebenen Gesicht nicht. Wir kommen zu den...

  • 28.05.24
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Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Vom Gift des Vergleichens

Sich mit anderen zu vergleichen und so den Selbstwert aufzupolieren, bereitet viel Unglück. „Warum sitzt du noch auf diesem Baby-Kindersitz, ich hab‘ schon einen für Große!“, sagt das eine Kind zum anderen. „Warum fahrt ihr nicht mal weiter weg? Wir waren gerade in Brasilien“, sagt die eine Frau zur anderen. „Warum spendet ihr für Leute in Afrika, vor der eigenen Haustür gibt es doch genug Not!“, sagt der eine Kirchenbesucher zum anderen. „Ich verstehe die anderen Leute nicht, so schwer kann es...

  • 10.11.23
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Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Gott schläft nicht

Dunkelheit gehört zum Leben wie die Nacht zum Tag. So weit, so banal. Wir können sie nicht vermeiden – aber wir können lernen, anders mit ihr umzugehen. Die „dunkle Nacht der Seele“ haben viele Mystiker:innen als Fortschritt im geistlichen Leben erfahren, Antoine de Saint-Exupéry lobte sie als „selbstverständliche Zugabe zum Leben, durch die wir wachsen und reifen.“ Christ:innen glauben, dass Gott uns im Leid ganz nah ist. Doch wenn sich Dunkelheit im Leben ausbreitet, helfen diese Weisheiten...

  • 01.06.23
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Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Rollentausch

Über „die“ Rolle „der“ Frau in „der“ Kirche reden? Die vielen Singulare machen mich unruhig – weil sie eine Eindeutigkeit vorgaukeln, die es nicht gibt. Gedankenexperiment: Eine Veranstaltung zum Thema „Die Rolle des Mannes in der Kirche“, hauptsächlich von Männern besucht, Frauen sind in der Minderheit, weil es sie kaum betrifft. Die Vorstellung ist absurd. Männer haben in der Kirche nämlich, solange sie zölibatär leben, alle Möglichkeiten. Frauen nicht. Und daher sind Diskussionen über „die...

  • 12.05.23
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Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Farben des Lebens

Nebenbei schaue ich in meine Mails. „Franz ist tot“, steht da. „Er ist mit einem Lächeln eingeschlafen.“ Die Nachricht trifft mich nicht unvorbereitet, aber mitten ins Herz. Es ist Karsamstag. „Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen“. Der Korb für die Speisenweihe steht bereit. Meine Tochter wartet ungeduldig: „Wann gehen wir endlich los?“ In der übervollen Kirche ist die Stimmung gelöst. „Lass uns ein wenig an Franz denken, er ist jetzt auch auferstanden“, sage ich zu meiner Tochter....

  • 25.04.23
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Kommentar
Herzwärts leben

„Gott will nicht unsere Grübeleien, er will unser Herz“: Dieser Satz des Theologen Ladislaus Boros begleitet mich seit vielen Jahren. Er ist mir so wichtig, dass ich manchmal denke , er ist mein „zweites Credo“. Denn er hilft mir glauben, dass Gott uns so geträumt hat, dass wir nicht rein aus dem Kopf leben und Regeln einhalten. Nein, ich glaube, er hat uns als lebendige Menschen geträumt, die aus dem Herzen leben. Die sich selbst spüren, sensibel wahrnehmen, was ihnen und anderen guttut. Deren...

  • 22.03.23
Kommentare & Blogs

Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Trotzdem

Die Nachrichten sind an manchen Tagen unerträglich. Abschalten, mich abschotten, ist für mich keine Alternative. Einen Psalm dagegen zu halten, schon. Eigentlich hatte ich diesen Kommentar zu einer wissenschaftlichen Hypothese geschrieben, wonach der Erdkern in regelmäßigen Abständen seine Rotationsrichtung wechsle – und welche Konsequenzen das für uns hat (Veränderung der Tagesdauer um Millisekunden). Schließen wollte ich mit einem Zitat aus Psalm 90: „O Herr, du warst uns Wohnung. Ehe geboren...

  • 09.02.23
Kommentare & Blogs

Randnotiz von Lydia Kaltenhauser
Einfach nett zueinander sein

„Mein Sohn fragt mich oft: Bin ich Afghane? Iraner? Österreicher? Ich kann ihm keine Antwort darauf geben, ich weiß ja selbst oft nicht, wohin ich gehöre.“ Die Worte von Leila Aminpur (s. Porträt hier) machen betroffen. Menschen, die ihre Heimat verlieren, verlieren auch ein Stück ihrer Identität. Es sind nicht „Flüchtlinge“, die zu uns kommen, sondern Menschen mit ihrer Geschichte, so wie wir. „Einfach nett zueinander sein, das ist das Wichtigste“, sagt Leila, nach ihrer Kraftquelle gefragt....

  • 03.11.22
Menschen & Meinungen

Meinung
Kommentar

Schwarze Erde Von einer Kornkammer Europas entwickelte sich die Ukraine zu einer Kornkammer der Welt. 2020 wuchsen in der fruchtbaren „schwarzen Erde“ 55 Mio. Tonnen Mais und Weizen. Doch der Treibstoff für Saatmaschinen wird nun für Panzer verwendet, die Saatmaschinenfahrer kämpfen an der Front. Für den Bedarf im Land könnte es dennoch reichen, aber statt Getreide wird das Land Hunger exportieren. Etwa 4,5 Mio. Tonnen Korn stecken in Häfen fest. Die Ukraine beschuldigt Russland,...

  • 05.05.22
Menschen & Meinungen

Randnotiz von Lydia Kaltenhauser
Über die Psalmenbrücke

Die Bilder aus der Ukraine gehen durch Mark und Bein. Verzweifelte Menschen, die alles verloren haben. Mütter mit Kindern, allein auf der Flucht. Zerstörung, blanke Gewalt, kein Ausweg in Sicht. Die Bilder machen Angst, die Worte fehlen. Wilhelm Bruners dichtet über seinen „morgendlichen Gang über die Psalmenbrücke“, bei dem er „die alten Heilworte in seine Tagängste atmet“. Die Psalmen sind ein riesengroßer Schatz. Lebendiges Archiv aller menschlichen Gefühle, die vor Gott da sein dürfen,...

  • 23.03.22
Menschen & Meinungen

Randnotiz von Lydia Kaltenhauser
Habseligkeiten

Ausmisten ist groß in Mode. „Aufräum-Guru“ Marie Kondo aus Japan hat mehrere Bücher darüber geschrieben. Ein Symptom unseres westlichen Wohlstands: Man häuft zu viel Besitz an und fühlt sich irgendwann davon erdrückt. Ausmisten kann eine Chance sein, die eigenen Habseligkeiten wertzuschätzen, bewusster zu konsumieren und vor allem großherzig zu teilen. Benedikt von Nursia empfahl schon vor vielen hundert Jahren in seiner Regel einen sorgsamen Umgang mit alltäglichen Dingen: „Alle Geräte und den...

  • 23.02.22
Menschen & Meinungen

Kommentar
Nackt

Eine Büchse ist es, die Pandora in der griechischen Mythologie geschenkt bekommt. Einmal geöffnet, entweichen aus dieser Dose alle Übel auf die Erde, nur die Hoffnung bleibt leider darin versperrt. Die „Pandora Papers“, die seit 2019 einem internationalen Journalist/-innen-Netzwerk zugespielt wurden, enthalten auch viel Übles. Sie legen Informationen offen, die als Geheimnis gedacht waren. 25.000 Millionen Euro (!), schätzen die Expert/innen, verschleiern Vermögende aus aller Welt in für diesen...

  • 07.10.21
Menschen & Meinungen

Randnotiz von Lydia Kaltenhauser
Begegnungen

Freundinnen in den Arm nehmen, die ich über ein Jahr nicht gesehen habe. Lange Gespräche führen, von Angesicht zu Angesicht. Augenblicke, die sich nach über einem Jahr Pandemie fast unwirklich anfühlen – und unglaublich gut tun. Keine Videokonferenz der Welt kann mithalten. Die Wissenschaft erklärt es so: Körper und Geist sind bei einer Videokonferenz nicht am gleichen Ort. Der Körper bleibt immer zurück. Zudem strengt es an, ständig das eigene Gesicht zu sehen. Dass wir am Du zum Ich werden,...

  • 10.08.21
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Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Mit Leib und Seele

Die Pandemie hat uns allen, den Gläubigen und den Skeptikern, die Zerbrechlichkeit der Leiblichkeit vor Augen geführt. Die leibverliebte Kultur der Gegenwart muss seit Monaten mit Restriktionen leben, die samt und sonders den Leib betreffen. Abstand halten, Maske tragen, genuine Hygienevorschriften beachten: all das soll die Gefahr der Infektion mindern. Die Zeiten des Lockdowns sensibilisierten uns für die Bedeutung zwischenmenschlicher Begegnungen. Handygespräche, Emails, Facebook und vieles...

  • 14.08.20
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Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Monster unterm Bett

Kaum dass er einschlief, verfolgte ihn schon der Albtraum: Ein fürchterliches Monster soll unter seinem Hochbett liegen. Er wachte auf und hatte das Gefühl, dass sich das Monster bewegt. Vor Angst gelähmt, verbrachte er die ganze Nacht damit, auf jedes Geräusch zu achten. Umsonst versuchte der Arzt, den Armen mit dem Vernunftargument zu beruhigen, dass es keine Monster gäbe. Auch Schlafmittel halfen nicht weiter und noch weniger die kostspieligen Akupunkturen. So landete der Mann schließlich...

  • 06.08.20
Menschen & Meinungen

Randnotiz von Lydia Kaltenhauser
Alles richtig gemacht?

„Alles richtig gemacht.“ Immer öfter kommt mir dieses scheinbar neue geflügelte Wort zu Ohren. Als anerkennender Kommentar für die Lebenssituation von Mitmenschen: Alles richtig gemacht – bei der Partnerwahl, beim Wohnungskauf, im Bewerbungsgespräch, bei der Kindererziehung ... Kann es das geben? Ein beunruhigender Gedanke. „Herr, bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glatt gehen“, betete Antoine de Saint-Exupéry. Wir wachsen durch Fehler und Niederlagen, gerade auch...

  • 06.08.20
Menschen & Meinungen

Randnotiz von Lydia Kaltenhauser
Es wird scho' recht werden

Die ältere Dame hatte zu einemgroßen Lamento über die Situation der Kirche im Allgemeinen und Besonderen ausgeholt. Eine andere hatte ihr lange geduldig zugehört und meinte schließlich: „Es wird scho‘ recht werden.“ Sprach‘s, schnappte sich die Gießkanne und ging die Gräber auf dem Klosterfriedhof gießen, für deren Pflege sonst niemand Zeit hatte. Unerschütterliches Gottvertrauen, gepaart mit einem nüchternen Blick für das, was hier und heute zu tun ist. Trotz aller Frustrationen und...

  • 06.08.20
Kommentare & Blogs

Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Von Fröschen und Menschen

Sie wollten die Welt sehen. So verließen sie den Teich, hüpften durch die Gegend und kamen zu einem Bauernhof. Plötzlich tauchten zwei große Gänse auf. Von Panik übermannt, sprangen die Frösche in den großen Eimer. Er war zur Hälfte mit Sahne gefüllt. „Herrlich“, quakten die Frösche zueinander und schwammen mit Riesenwollust in der milchigen Brühe. Mit der Zeit ist es ihnen doch unheimlich geworden. Sie wollten hinausspringen. Doch war der Eimer zu hoch. Der erste Frosch – von Natur aus ein...

  • 16.07.20
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Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Die Gesetze der Zivilisation

„Was wäre das erste Anzeichen der Zivilisation?“ Diese Frage stellte man einer der im 20. Jahrhundert berühmtesten Anthropologinnen. Die Palette der damals immer wieder heruntergeleierten Schlagworte war nicht breit: Tonschalen, gehauene Steine, Angelhaken und einiges Derartiges mehr. Margaret Mead dachte kurz nach und sagte zur völligen Verblüffung ihrer Zuhörer: ein zusammengewachsener Oberschenkelknochen. Und sie begründete ihre Antwort folgendermaßen: Ein Tier, das sich diesen Knochen...

  • 09.07.20
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Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Wasserglas oder See

„Ich halte es nicht mehr aus. Das Leben ist mir unerträglich geworden. Wohin ich schaue, nur noch Sorgen und Leid!“ Ein Mann mittleren Alters sprach sich seine Frustrationen von der Seele. Ein erfahrener spiritueller Meister hörte sich die Klagen geduldig an. Dann stand er auf und nahm eine Handvoll Asche aus dem Kamin. „Schau, das sind all deine Sorgen und Leiden!“. Dann warf der Meister die Asche in ein Glas hinein. Es war mit kristallklarem Wasser gefüllt. Blitzschnell war das Glas mit...

  • 03.07.20
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Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Auf Schatzsuche

„Mal schauen, wer von uns den größten Schatz findet”, sagten drei Freunde zueinander. Und begaben sich auf Reisen. Der Erste fackelte nicht lange. In kürzester Zeit erwarb er mehrere Geschäfte. Der Zweite brauchte länger. Im Grunde wusste er nicht, wonach er suchen sollte. Doch dann verliebte er sich – und fand zu seinem Schatz. Vom Dritten fehlte jede Spur. Er ging auf eine Weltreise, diskutierte mit den größten Gelehrten. Besuchte spirituelle Meister und Einsiedler. Schloss sich den...

  • 29.06.20
Menschen & Meinungen

Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Füreinander brennen

In eisiger Nacht sind sie auf einer unbewohnten Insel gestrandet. Das kleine Feuer, das sie spontan entzündeten, erlosch langsam. Die Kälte wurde unerträglich. Jeder der Gestrandeten hielt zwar noch ein Stück Holz in der Hand. Doch die Folge? Als erste schien die Frau zu reagieren. Sie blickte in das dunkelhäutige Gesicht eines Migranten und zögerte kurz. Dann schloss sich ihre Hand umso fester um das Scheit. „Warum sollte ich meine letzte Chance zugunsten des Fremden opfern?“ Der Mann neben...

  • 10.06.20
Kommentare & Blogs

Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Die "Blume der Ehrlichkeit"

Der junge Thronfolger schaute unsicher in die Zukunft. Unerwartet war sein Vater gestorben, nun musste er die Geschicke des Landes lenken. Sein erfahrener Erzieher hatte ihm geraten, eine ehrliche und kluge Frau zu heiraten, die ihm zur Seite stehen sollte. Und er gab ihm auch einen Tipp, wie er diese Frau finden könne. Viele Kandidatinnen meldeten sich. Ihnen allen wurde ein Same überreicht, mit der Bitte, in den nächsten sechs Monaten daraus eine wunderschöne Pflanze zu ziehen. Eine arme,...

  • 05.06.20
Kommentare & Blogs

Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Das Lächeln des Herrgott

Immer wieder muss es hinunter zur Erde: das Lächeln des lieben Herrgotts. Als Mensch unter Menschen soll es sich sorglos herumtreiben. Als das Lächeln gestern auf einer Promenade spazierte, erstarrte es. Die wenigen Menschen, die dort unterwegs waren, hielten Abstand zueinander und schauten verbissen zu Boden. Der Gesandte des lieben Herrgotts benahm sich korrekt. Hielt den Abstand, lächelte aber die entgegenkommenden Menschen an. Und sie lächelten zurück. An der Kasse eines Supermarktes fiel...

  • 01.04.20
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