18. Sonntag im Jahreskreis | 02.08.2020
Meditation
Himmlischer Puppenspieler
Eine Schülerin stellt die Frage: „Frau Lehrerin, warum gibt es so viel Böses und Trauriges in der Welt, wenn Gott uns doch lieb hat?“
Ein reges Lehrer-Schüler-Gespräch entsteht, das sich mit der Thematik auseinandersetzt, wobei die Kinder interessiert „mitdiskutieren“: „Gott hat das Böse nicht gemacht!“
„Wir machen es uns selbst, wenn wir gierig, grob und garstig sind.“
„Kann das der liebe Gott denn nicht verhindern?“
Die Kinder sind uneins. „Ja, kann er schon.“ „Nein, das kann er auch nicht.“
„Ich möchte, er soll die arg Bösen gleich strafen!“
„Ja die, die Kriege machen, soll er tot umfallen lassen!“
Einige Kinder stimmen begeistert zu: „Ja, das soll er!“ „Tut er aber nicht.“ Die Meinungen gehen auseinander.
Da meldet sich Heinzi, er ist einer der Kleinsten in der Klasse und einer der Klügsten. Er sagt: „Ich weiß, warum es so drunter und drüber geht in der Welt und wo der liebe Gott derweil ist.“
Die Kinder, neugierig geworden, warten, was Heinzi zu sagen hat. Ich auch, etwas skeptisch zunächst, im Hinblick auf die „Theologie“ eines Zehnjährigen.
„Bei Gott ist es so ähnlich wie bei einem Puppenspieler, der die Fäden zur Bewegung seiner Puppen in der Hand hält und sie nach seinem Plan bewegt. Die Puppen können nicht anders, sie folgen dem Puppenspieler. Bei Gott ist das so ähnlich und doch ganz anders: Auch er hat die ‚Fäden‘ in der Hand, aber er lässt sie schleifen. Und die Fäden beginnen sich zu verwickeln. Knäuel entstehen, ein Durcheinander, eine riesige Unordnung. Wenn man das so anschaut, denkt sich jeder, da kann nichts Gescheites draus werden.
Irrtum! Am Schluss wird der liebe Gott hochziehen, und wir werden sehen, er hat die Fäden nie aus seiner Hand verloren, sie sind ihm nie ausgekommen. Und dann werden alle Menschen auf der ganzen Welt staunen und sagen, der liebe Gott hat uns ganz frei gelassen und doch immer in seiner Hand gehalten.“
„Und alle zusammen werden dann singen: Großer Gott, wir loben dich“, meint Ulli.
Zum Abschluss dieser Religionsstunde singen wir dieses Lied, wie damals bei der Erstkommunion, mit den berührenden Gesten, die die Kinder dazu ersonnen hatten.
aus: Monika Nemetschek, sternschnuppen über dem heimweg, tyrolia
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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