2. Fastensonntag | 25. Februar 2024

Meditation

Am Boden. Oder?

Ist das der Mensch? Ein Häufchen Elend, getreten in den Staub?
Ecce homo! Siehe da!

Das ist der Mensch.
Das Kreuz erschlägt, immer überall und jeden. Das Kreuz hat Jesus zu Boden geworfen. Da liegt er im Dreck der Straße.
Allein ist Jesus, allein mit dem Kreuz, allein im Schmutz, allein unter dem leeren Himmel. Eins mit der Erde, von der er genommen.

Der Mensch am Boden.
Ist es das, was übrigbleibt?
Verkehrsunfall, mitten in der Blüte der Jahre.
Gehirntumor, Krebs, ein langsames Dahinsiechen.
Tod in der Bahnhofstoilette, Überdosis Heroin.
Gestorben an Altersschwäche, endlich tot.
Krepiert in Flüchtlingslagern, Hungertod, Seuchentod.
Was bleibt? Erde zu Erde. Staub zu Staub. Genommen, zerronnen.

Oder?
Sind alle Tode Hoffnungstode?
Zuwendung in großem Erbarmen? Steht die Zusage weiterhin: Gott ist allen Fallenden ein Halt, richtet auf alle Gebeugten!? Der bläuende „Himmel“ ist nicht leer. Ostersonne, wenn auch noch verhalten, durchbricht die Wolkendecke. Osterlicht liegt auf dem Kreuzesbalken.
Gesät in Verweslichkeit, auferweckt in Unverweslichkeit. Gesät in Armseligkeit, auferweckt in Herrlichkeit. Gesät in Schwachheit, auferweckt in Stärke. Gesät ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. Geglaubte Hoffnung. Gehoffter Glaube.

Wo liege ich?
Zweifelnd, verzweifelt, hoffnungslos, mit dem Schicksal hadernd, wenn Schläge mich treffen?
Irgendwann und irgendwo trifft mich das Kreuz. Wo ist Hoffnung für mich? Wo Gewissheit? Wo Glaube?
Nicht auf Dauer wird vergessen der Arme werden, nicht schwinden auf ewig die Hoffnung der Gebeugten. Lebenskraft, Lebenswille entmachten die zerstörerische Mächtigkeit des Todes.

Aus: Erwin Mock (Hrsg.), Da – der Mensch, Schwabenverlag