29. Sonntag im Jahreskreis | 22. Oktober 2023
Meditation

In den Slums von Kalkutta

Vom Besuch bei Projektpartnern in Kalkutta erzählt Tabea Planz vom Team Young Missio im Aktionsheft zum Monat der Weltmission.

Tag 1. Ankunft in Kalkutta – die unbarmherzige Hitze drückt uns nieder. Auf den Straßen wimmelt es von Menschen. Father Anthony, der Direktor von Seva Kendra, unserem Missio-Partner, erzählt uns, dass in dieser Stadt nur auf dem Papier 9 Millionen Menschen leben. In Wahrheit sind es 18 Millionen. Viele davon leben auf der Straße.

Tag 2. Heute sind wir unterwegs in einem der vielen Slums von Kalkutta. Die Menschen leben direkt auf den Bahngeleisen. Wir sehen eine Frau, die darauf ihre Wäsche wäscht. Wir sehen Kinder, die darauf spielen. Nicht alle tragen Schuhe, obwohl der Boden heiß ist. Auf einmal ein Hupen: Die Menschen ziehen sich von den Geleisen zurück. Gerade rechtzeitig, denn ein Zug rauscht durch. Kaum ist er vorbei, kehren die Menschen auf die Geleise zurück. Das ist die harte Realität hier im Slum. Eine Schule neben den Geleisen.

Tag 3. Heute führt uns unser Weg in eine sogenannte „Plastik-Recycling-Fabrik“ mitten im Slum. Die Atmosphäre ist erdrückend laut, und der Feinstaub liegt wie ein Schleier über allem und raubt einem den Atem. Die Arbeitsbedingungen sind katastrophal.

Tag 4. Zu Mittag besuchen wir das Sterbehaus der Mutter-Teresa-Schwestern, und ich bin überrascht, wie schön es ist. Hier pflegen die Schwestern liebevoll Menschen, die im Sterben liegen. Es berührt mich tief, zu sehen, wie fürsorglich die Schwestern sich um diejenigen kümmern, die hier herkommen. Hier stirbt niemand einsam und verlassen.

Tag 5. In einer Bäckerei-Schule werden verschiedene Backwaren hergestellt, auch Brot, das von den Mutter-Teresa-Schwestern an die Armen verteilt wird. Am Morgen treffen wir die Schwestern, als sie das frisch ge-
backene Brot abholen. Wir begleiten sie zu den Obdachlosen. Es ist beeindruckend: Die Schwestern verteilen nicht nur das Brot, sondern widmen sich auch mit aufrichtiger Hingabe den Bedürftigen. Mit großer Liebe und Gelassenheit kümmern sie sich um die Wunden der Menschen und nehmen sich Zeit für Gespräche. Die Schwestern zeigen, dass wahre Nächstenliebe keine Grenzen kennt und jeder Mensch, unabhängig von seiner Lage, bedingungslosen Respekt und Fürsorge verdient.

Mehr über den Indien-Besuch: youngmissio.at/Indien

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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