Erntedank
Meditation

Foto: Pfarre Bad Gams

Die Früchte der Arbeit

Kürbisse, bunte Blätter, die Nüsse von Rosskastanien und noch einiges mehr kann man dieser Tage dekorativ in Fenstern oder vor Hauseingängen finden. Auch Kirchen sind innen und außen oft aufwändig geschmückt mit Essbarem. Wir feiern Erntedank. Seit Wochen sind Landwirtinnen und Landwirte und oft auch Familien und Freunde im Dauereinsatz: Es ist Erntezeit. Holunderbeeren, Trauben, Äpfel, Birnen, Zwetschken, Kürbis, Mais, Hirse, Sojabohnen und vieles mehr ist reif und muss von den Bäumen und Feldern geholt werden. Viele Hände helfen zusammen – und inzwischen auch schon einiges an Maschinen –, damit alles rechtzeitig und in guter Qualität geerntet und weiterverarbeitet werden kann. Eine wichtige Phase für Bauern und Bäuerinnen – hängt doch ihre Existenz an einem guten Ertrag.

Vielleicht haben Sie einen Garten oder einen Balkon oder Pflanzen in der Wohnung. Meinen Garten nenne ich gerne „überwachte Wildnis“. Im Steinbeet wuchert Johanniskraut – ich weiß nicht, ob ich es einst gesetzt habe oder ob es von selbst aufgegangen ist –, im Sommer blüht es wunderbar gelb. Im Kräuterbeet ist aus einem kleinen Rosmarin fast ein Baum geworden, während der Salbei daneben ein Schattendasein führt. Im Hochbeet schießt der Salat – die Kaninchen freut‘s. Aber das Gefühl, etwas mit den eigenen Händen in die Erde gepflanzt zu haben und dann dabei zu beobachten, wie mit ein bisschen Gießen und guter Witterung eine Pflanze daraus wird, die im besten Fall sogar Früchte trägt, ist für mich immer noch jedes Mal ein kleines Wunder, für das ich nicht viel kann. An wen wende ich mich mit meinem Dank? An die Erde? Das Wasser? Die Sonne? An Gott?
Bei „Erntedankfest“ denken die meisten an Obst, Gemüse, Feldfrüchte und Traktoren. Aber – offen gesagt – der Großteil unserer Gesellschaft ist ja nicht in der Landwirtschaft tätig. Unsere Berufswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter ausdifferenziert. Lehrer, Ärztinnen, Automechaniker, Software-Entwicklerin, Verkäufer, Büroangestellte, Mechatronikerin, Maurer …

Wie kann Erntedank aussehen – zum Beispiel bei einer Büroangestellten oder einem Elektriker? ... Was sind die Früchte ihrer Arbeit? Gut sortierte Akten, ein aufgeräumter Email-Posteingang, ein frisch-verkabelter Rohbau, installierte Deckenspots – damit uns ein Licht aufgeht! Man könnte Werkzeugkisten und Aktenordner als Dekoration in die Kirchen stellen. Was sind die Früchte Ihrer Arbeit oder Ihres Tagewerks?

K. Grager

Artikel: 27. Sonntag im Jahreskreis | 8. Oktober 2023

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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