15. Sonntag im Jahreskreis | 10. Juli 2022
Meditation
15 Regeln fürs Gebet.
- Entschließe dich zu einem bescheidenen Vorhaben auf dem Weg des Gebets! Es gibt das Problem der Selbstentmutigung durch zu große Vorhaben.
- Sei nicht gewaltsam mit dir selbst! Kümmere dich nicht darum, ob du auch wirklich andächtig bist. Bete, und überlass die Ganzheit deines Gebets Gott!
- Gib dem Gebet eine feste Zeit! Bete nicht nur, wenn es dir danach zumute ist, sondern wenn es Zeit dazu ist.
- Gib deinem Gebet einen festen Ort! Der Ort hilft dem Geist, zu sich selber zu finden.
- Sei streng mit dir selber! Mach deine Gestimmtheit und deine Augenblicksbedürfnisse oder deine augenblickliche Unlust nicht zum Maßstab deines Handelns!
- Sei nicht auf Erfüllung aus, sei vielmehr dankbar für die geglückte Halbheit! Gib nicht auf, nur weil dein Gebet halb gut ist!
- Rechne nicht damit, dass dein Gebet ein Seelenbad ist! Das Gefühl innerer Erfülltheit rechtfertigt das Beten nicht, das Gefühl innerer Leere verurteilt es nicht.
- Verliere über deinem Misslingen den Humor dir selbst gegenüber nicht! Auch die Niederlage ist unsere Schwester und nicht nur unser Todfeind.
- Fang bei deinem Versuch nicht irgendwie an! Baue dir eine kleine Liturgie, die dir geläufig ist und die dich vor unnötigen und vor kräftezehrenden Entscheidungen bewahrt!
- Setze den Texten und Bildern nichts entgegen! Versuche sie nicht zu füllen mit deiner gläubigen Existenz! Überliefere dich ihrer Kraft, und lass dich von ihnen ziehen!
- Erinnere dich daran, dass die Psalmen das Gottesgespräch unserer Toten sind! Erinnere dich daran, dass du nicht Erster bist, sondern eintrittst in ihren Jubel und ihren Schrei!
- Lerne kurze Formeln aus dem Gebets- und Bildschatz der Tradition auswendig! Wir verantworten ihren Inhalt nicht. Wir sprechen sie mit den Zungen unserer toten und lebenden Geschwister.
- Haste nicht beim Gebet! Bete kurz, langsam, in so viel Ruhe, wie du aufbringen kannst! Und wenn dir das Schweigen ohne innere Unruhe gelingt, ehre es!
- Bete mit Humor deine Gebete in das Geschrei deiner Kinder und in das Rattern des Zugs, der gerade vorüberfährt! Vielleicht machst du damit auch diesen Lärm zu einem Gebet.
- Erinnere dich ständig an den Satz aus dem Römerbrief (8,26): „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, wie wir beten sollen, wie sich‘s gebührt. Der Geist tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen.“
Fulbert Steffensky
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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