13. Sonntag im Jahreskreis | 26. Juni 2022
Meditation

Ein Bedenk-Motto für den Weg der Ökumene im Grazer Landhaushof.  | Foto: Rabitsch
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Miteinander beten

Vor 25 Jahren – vom 22 bis 29. Juni 1997 – hat in Graz die „II. Europäische Ökumenische Versammlung“ unter dem Titel „Versöhnung – Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens“ stattgefunden. Ich möchte an dieses bedeutende Ereignis erinnern, durch das Graz in der Ökumene europaweit bekannt geworden ist. Im Gedenkjahr an die Reformation vor fünf Jahren wurde im Landhaushof eine Tafel zum dauernden Bedenken an eine Entwicklung niedergelegt, die mit den Worten „gegeneinander – nebeneinander – miteinander“ gut zusammengefasst ist.

Wichtig für die Entwicklung vom Gegeneinander zum Miteinander waren sowohl das Ökumenismusdekret des Konzils UNITATIS REDINTEGRATIO als auch eine Enzyklika, die Papst Johannes Paul II. 1995 „über den Einsatz für die Ökumene“ veröffentlicht hat unter dem Titel „UT UNUM SINT“ (UU) . Ich möchte an einige Kernaussagen erinnern.
„Mit dem II. Vatikanischen Konzil hat sich die katholische Kirche unumkehrbar dazu verpflichtet, den Weg der Suche nach der Ökumene einzuschlagen“, denn: „An Christus glauben, heißt, die Einheit wollen“.

Das Zerbrechen der Einheit der Christenheit in der Geschichte hat mit Schuld auf allen Seiten zu tun. Darum gehört zur Ökumene notwendig auch die Bekehrung der Herzen, aber auch die Überwindung von sündhaften Strukturen, die zur Spaltung und ihrer Verfestigung beigetragen haben und beitragen können.

Nach der Überzeugung unserer katholischen Kirche ist die Wahrheitsliebe unverzichtbar für eine glaubwürdige Suche nach der vollen Gemeinschaft der Christen. Die Lehrverkündigung bedarf jedoch auch immer wieder einer Reform, denn „die Lehre muss in einer Weise dargelegt werden, die sie denjenigen, für die Gott sie bestimmt, verständlich macht … Die Ausdrucksform der Wahrheit kann vielgestaltig sein. Und die Erneuerung der Ausdrucksformen erweist sich als notwendig“ (UU 19).

Zu beherzigen ist: „Man muss von einer Position des Gegeneinanders und des Konflikts auf eine Ebene gelangen, auf der man sich gegenseitig als Partner anerkennt. Wenn der Dialog aufgenommen wird, muss jede Seite bei ihrem Gesprächspartner einen Willen zur Versöhnung und zur Einheit in der Wahrheit annehmen.“ (UU 29).
Das persönliche und öffentliche Gebet für die Einheit der Christen gehört zur Seele der ganzen ökumenischen Bewegung. Wenn Christen um Christus vereint miteinander beten, erscheint das Ziel der Einheit näher, denn darin kann das Bewusstsein wachsen, dass das, was uns trennt, im Vergleich zu dem, was uns verbindet, gering ist. Die Gebetsgemeinschaft führt dazu, die Kirche und das Christentum mit neuen Augen zu sehen.

Heinrich Schnuderl, Auszug aus der Predigt bei der Vesper im Dom zu Graz, 25.6.2022.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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