2. Sonntag der Osterzeit | 24. April 2022
Meditation
Stets neue Worte
Am 28. April hätte der 1994 verstorbene steirische Priester und Buchautor Martin Gutl seinen 80. Geburtstag gefeiert. Gutl, vielseitiger Seelsorger und Rektor des Bildungshauses Graz-Mariatrost, beschenkte viele Menschen mit seinen Gedichten und Texten, die in zahlreichen Büchern und Sammelbänden veröffentlicht wurden.
Vorläufig
Ich schreibe,
weil ich weiß,
dass die Sprache vorläufig
und die Liebe endgültig ist.
Ich bin überzeugt,
dass die ewige Botschaft der Liebe
stets neue Worte sucht.
Alles ist Botschaft
Dein Körper gibt Signale.
Krankheit kann als Weg
gedeutet werden.
Kein Stolpern ist zufällig.
Kein Wort wird zufällig vergessen,
verdrängt oder ausgesprochen.
Kein Traum kommt zufällig.
Versuch, die Botschaft zu hören
und wachsam weiterzuwandern.
Dann gehst du den Weg,
der dich vom Teilchen zum Ganzen führt.
Die Konsequenz der Freiheit
Gott ist nicht dazu da,
meine Versäumnisse
ungeschehen zu machen
und meine Fehler
in Tugenden zu verwandeln.
Er nimmt mein Versäumnis
und meinen Einsatz ernst.
Es geschieht Gutes und Schlechtes
auf der Welt.
Gott darf nicht
zur Ausfallshaftung des Menschen
herabgemindert werden.
Es muss der Schrecken der Freiheit,
Gutes zu tun oder zu verhindern,
bleiben.
Gib mich nie auf, o Gott
Gib mich nie auf, o Gott.
mag ich noch so widerspenstig sein
und Dich, den unfassbaren Gott,
verdrängen und nach einem
gefügigen Partner schielen,
der sich mir anpasst,
mich nicht fordert,
mir nicht widerspricht.
Gib mich nie auf, o Gott!
aus: Martin Gutl, in vielen herzen verankert. ausgewählte Texte, Styria
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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