Christkönigssonntag | 21. November 2021
Meditation
Dem Ja Gottes Raum geben
Wir leben vom Ja Gottes zu uns Menschen, von seinem verlässlichen Ja zu allem, was er geschaffen hat. Aus dieser Zusage zu unserem Dasein erwächst ein antwortendes und vertrauensvolles Ja von uns Menschen zum konkreten Lebensumfeld, in dem wir uns zu bewähren haben. Natürlich wird ein Ja unglaubwürdig und oberflächlich, wenn es nicht auch ein kritisches Nein und ein bewusstes Dagegenhalten gibt – gerade dort, wo in einer Wohlstandsgesellschaft mit einer unersättlichen Gier Menschen und Schöpfung ausgebeutet werden. Getragen vom Ja Gottes, konnten viele Menschen zu allen Zeiten trotz vieler Bedrängnisse und Entbehrungen am Aufbau einer humanen Gesellschaft mitwirken. Unser Bundespräsident appellierte in seiner Ansprache am Nationalfeiertag mit Recht an uns alle: „Suchen wir doch das Gute im Nächsten, damit wir die vielen Risse in unserem Land heilen können!“
Diesem Ja zu einem bewussten Miteinander inmitten einer nervösen und gereizten Gesellschaft müssen wir neuen Raum geben. Wir erleben eine Vielzahl von Belastungen und neuen Unsicherheiten, die uns durch die schwer einzudämmende Pandemie zugemutet werden. Wir sind allerorts mit einer Unzahl von raschen Empörungen konfrontiert, oftmals sind sie übertrieben und verletzend. Mitunter werden jedoch mit Recht offensichtliche Mängel benannt, die es bei den Verantwortungs- und Entscheidungsträgern gibt, auch bei uns in der Kirche. Gerade deshalb braucht es Menschen, die aus einer anderen Quelle leben und sich für Versöhnung einsetzen. Der Glaube an den Gott und Vater aller Menschen kann uns innerlich mit einem unerwarteten Frieden beschenken. Wagen wir kleine Schritte des Glaubens, der Vergewisserung und Verwurzelung im Ewigen! Stille tut uns allen gut, und jeder Versuch eines einfachen Gebetes bringt Frieden. Öffnen wir uns der inspirierenden Herzensenergie Gottes.
Als Kirche versuchen wir mit dem Synodalen Prozess ein neues Ja zu einer bunten, vielstimmigen Weggemeinschaft zu sagen, die wir uns nicht selbst ausgesucht haben. Wir sind mit höchst unterschiedlichen Berufungen inmitten einer pluralen Gesellschaft gemeinsam unterwegs. Vermutlich müssen wir es neu lernen, vielfältige, scheinbar auch divergierende Meinungen, Überzeugungen und Glaubenserfahrungen auszuhalten, ja mehr noch, diese wertzuschätzen. Sie können uns aus einem bequemen Kreisen um das Eigene herausreißen und ein Anruf Gottes an uns sein. Jesus, der mit uns und allen Menschen mitgeht, möchte uns viel öfter überraschen und durch das konkrete Du beschenken. Bleiben wir sowohl der Vielfalt als auch der Einheit verpflichtet. Versuchen wir das, was uns geschenkt wurde, miteinander zu teilen – auch so manche Unsicherheit. Lernen wir von Neuem miteinander und füreinander zu beten. Jede echte solidarische Weggemeinschaft braucht eine innere Verbundenheit. Sie wird uns durch die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott geschenkt.
Die Österreichischen Bischöfe
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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