12. Sonntag im Jahreskreis | 20. Juni 2021
Meditation

Foto: pixabay.com, CC

Hör, was es ist

„Es ist Unsinn
sagt die Vernunft

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung

Es ist was es ist
sagt die Liebe.“

So lautet die Antwort jedesmal in diesem Liebesgedicht von Erich Fried.
„Ich zeige jetzt noch einen anderen Weg, einen, der alles übersteigt: Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.
Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Er-kenntnis hätte, wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts“
(1 Kor 13,1–3).

„Wo sie wohnt?
Im Haus neben der Verzweiflung
Mit wem sie verwandt ist?
Mit dem Tod und mit der Angst
Wohin sie gehen wird, wenn sie geht?
Niemand weiß das.
Von wo sie gekommen ist?
Von ganz nahe oder ganz weit
Wie lange sie bleiben wird?
Wenn du Glück hast, solange du lebst.
Was sie von dir verlangt? Nichts oder alles.
Was soll das heißen?
Dass das ein und dasselbe ist.“ (Erich Fried)

2000 Jahre nach dem Apostel Paulus hat der große österreichische Lyriker die Sache auf den Punkt gebracht und ist damit mit Paulus zum selben Schluss gekommen: Die Liebe ist der Weg, der alles übersteigt.
„Was ist sie eigentlich, die Liebe? Wie kann man sie definieren? Es heißt, dass Gott gesagt hat, dass er sie ist.“

GISELA REMLER

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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