32. Sonntag imJahreskreis | 10. November 2024
Kommentar
Würdengeber, nicht Würdenträger
Die Schriftgelehrten kommen in der Heiligen Schrift meistens nicht gut weg. Hier warnt Jesus ausdrücklich vor ihnen und geht mit ihrer Eitelkeit, Skrupellosigkeit und Scheinheiligkeit hart ins Gericht. Denn abgesehen davon, dass sie es sich auf Kosten anderer gut gehen lassen, beschädigen sie die Glaubwürdigkeit ihrer Religionsgemeinschaft und der Botschaft, die sie zu verkünden haben. Sie sollen ja durch ihre ganze Existenz Zeugnis geben für einen Gott, der kompromisslos an der Seite der Armen steht und Systeme der Ausbeutung untergräbt.
Zumindest haben sie es zugelassen, dass solche unangenehmen, den Repräsentanten der eigenen Institution kritisch auf den Zahn fühlenden Worte in der Bibel vorkommen und als mahnendes Korrektiv weitergegeben werden. Das spricht für die prophetische Kraft der biblischen Schriften. Privilegienritter, deren Interesse darin liegt, selbst gut dazustehen, werden schonungslos demaskiert.
Würdenträger sollen sich für jene einsetzen, deren Menschenwürde mit Füßen getreten wird. Sie sollen nicht Eintrittskarten für den Himmel verkaufen – mit guten Provisionen –, sondern dafür Sorge tragen, dass die Tür zum Leben allen weit offen steht.
Alfred Jokesch
alfred.jokesch@sonntagsblatt.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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