31. Sonntag im Jahreskreis | 3. November 2024
Kommentar

Wo ich hören kann, wächst die Liebe

Viele Probleme unserer Zeit haben ihre Wurzel darin, dass wir nicht fähig sind, einander wirklich zuzuhören. Wir werden permanent und ungefragt zugemüllt mit Nachrichten und Banalitäten, unsere inneren Speicher sind heillos überlastet, wir kommen nicht einmal nach, irrelevante Daten zu löschen. Zugleich leiden viele Menschen darunter, dass sie nicht gehört werden, und lechzen nach Aufmerksamkeit. Oft sind wir so sehr damit beschäftigt, uns selbst mitzuteilen, dass wir unser Gegenüber gar nicht wahrnehmen.

Der Schriftgelehrte im Evangelium ist sich mit Jesus einig, dass die Liebe zu Gott und die Nächstenliebe an erster Stelle stehen müssen. Wir dürfen aber nicht übersehen, dass Jesus diesem Doppelgebot der Liebe etwas Wesentliches vorausschickt: Höre Israel! Das Hören ist die Voraussetzung für die Liebe.
Um hören zu können, brauche ich freie Kapazitäten an Aufmerksamkeit und ein ehrliches Interesse am anderen. Zuhören bedeutet, sich selbst zu öffnen und in die Lebenswelt des anderen einzutreten – mit der Bereitschaft, von ihm zu lernen und das eigene Weltbild zu erweitern. Dabei entsteht ein Raum für wirkliche Begegnung, ein Biotop für die Liebe.

Alfred Jokesch
alfred.jokesch@sonntagsblatt.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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