29. Sonntag im Jahreskreis | 20. Oktober 2024
Kommentar

Nähe zu Jesus ist kein Privileg

Die bevorstehende Emeritierung des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn hat wieder einmal Spekulationen über ein bischöfliches Postenkarussell befeuert. Es ist ein beliebtes Gesellschaftsspiel, bei dem man die tiefe Abneigung von Papst Franziskus gegenüber allen Ausprägungen des Klerikalismus ebenso hartnäckig ignoriert wie den unmissverstehbaren Aufruf Jesu: Bei euch soll es nicht so sein. Haben die Nachfolger der Apostel – und all jene, die sich genüsslich an dem Klatsch beteiligen – nichts aus den Fehlern ihrer biblischen Vorbilder gelernt?

Den „vorlauten“ Zebedäussöhnen gibt Jesus ganz klar zu verstehen: Die Plätze an seiner Seite wird in der Ewigkeit niemand anderer einnehmen als jene, die ihm im irdischen Leben nicht von der Seite weichen. Jesus spricht vom Kelch und von der Taufe. Er verweist auf die sakramentale Verbundenheit, auf das Eins-Werden mit Christus, in Taufe und Eucharistie.

Die bedingungslose Liebe Jesu, seine Hingabe an die Menschen, seine heilsame und aufrichtende Zuwendung zu den Erniedrigten, Bedrückten und Gebrochenen soll uns prägen. Nähe zu Jesus ist kein Privileg, sondern ein Auftrag. Und oft genug eine Zumutung.

Alfred Jokesch
alfred.jokesch@sonntagsblatt.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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