28. Sonntag im Jahreskreis | 13. Oktober 2024
Kommentar

Hier gibt es nichts zu erben

„Wir sollten uns nicht nur auf Themen konzentrieren, die von den Reichen gesetzt werden.“ Dies mahnte bei der Weltsynode ein australischer Bischof ein. Die Kirche müsse sich von ihrer eurozentrischen Sichtweise verabschieden und den Lebensrealitäten in armen Ländern mehr Beachtung schenken. Der materielle Reichtum verengt auch in der Kirche den Blick auf Detailfragen, die in anderen Erdteilen als pure Luxusprobleme erscheinen und an den elementaren Nöten der Menschen vorbeigehen.

Der reiche Mann im Evangelium – vielleicht durch eine Erbschaft zu seinem Vermögen gelangt – möchte auch das ewige Leben wie ein Erbe in Empfang nehmen. Er verspürt eine Sehnsucht, die sein Reichtum nicht füllen kann, und kommt damit zu Jesus. Doch dieses Gut hat einen hohen Preis. Jesus umarmt ihn und lässt ihn spüren, dass er willkommen ist, dass ihm die Tür zum Reich Gottes offensteht.

Leider kann der Mann die Umarmung nicht erwidern, weil er nicht fähig ist, seinen Besitz loszulassen, weil seine Hände und sein Herz nicht frei sind. Dies gilt auch für die Kirche hierzulande: Wir müssen geerbte Besitzstände und Strukturen loslassen, um das Leben umarmen zu können.

Alfred Jokesch
alfred.jokesch@sonntagsblatt.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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