3. Fastensonntag | 3. März 2024
Kommentar

Dem Kapital ist nichts heilig

Die Wissenschaftstheoretikerin und Biologin Donna J. Haraway nennt die Epoche, in der wir leben, das „Kapitalozän“. Das Kapital mit seinem Verlangen nach ständigem Wachstum und Konkurrenzkampf prägt allen Lebensbereichen seinen Stempel auf – mit verheerenden Folgen. Das Diktat des Kapitalismus degradiert Menschen, Tiere und ganze Ökosysteme zu reinen Produktionsmitteln. Das Kapital tritt an die Stelle eines verschwundenen Gottes und zieht eine Spur der Ausbeutung und Verwüstung hinter sich her.

Die Bibel hält dem ganz energisch entgegen: Es muss heilige Orte und heilige Zeiten geben. Die Zehn Gebote setzen den Gott, der aus der Sklaverei in die Freiheit führt, an die erste Stelle, damit die Würde des Menschen und der ganzen Schöpfung gewahrt werden. Der Sabbat als heiliger Tag soll in Erinnerung halten, dass der Mensch mehr ist als seine Arbeit.

Das Paschafest, das die Befreiung durch Gott feiert, umrahmt die Tempelreinigung. Mit ganzer Leidenschaft geht Jesus hier gegen diejenigen vor, die das Haus Gottes kommerzialisieren. Der Tempel als heiliger Ort muss frei gehalten werden von kapitalistischen Interessen. Darüber hinaus wird hier angedeutet, dass der Mensch selbst Tempel Gottes und damit das höchste Heiligtum ist.

Alfred Jokesch
alfred.jokesch@sonntagsblatt.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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