30. Sonntag im Jahreskreis | 29. Oktober 2023
Kommentar

Ein Tauziehen um den rechten Glauben

„Was erwartest du dir von der Bischofssynode?“ Das werde ich momentan öfter gefragt. Wobei mir schon zu denken gibt, dass generell das Interesse an dieser Kirchenversammlung und die Hoffnung auf zukunftsweisende Reformen recht gering sind. Mehr als konkrete Beschlüsse erwarte ich mir eine Veränderung im Stil der Kommunikation und in unserem Selbstverständnis als Kirche. Ich hoffe, dass es gelingt, die Fronten einander bekämpfender oder misstrauender Lager aufzubrechen, so manche Auswüchse eines klerikalen und zentralistischen Kirchenbildes zu korrigieren und das lähmende Festklammern an einer aus der Zeit gefallenen Gestalt zu überwinden.

Eine Frage, die bei ideologischen Flügelkämpfen in der Kirche immer wieder aufgeworfen wird, ist die, wer Jesus auf seiner Seite hat und die Deutungshoheit über ihn beanspruchen kann. Ein solches Tauziehen hat offenbar auch zwischen den Pharisäern und den Sadduzäern stattgefunden. Beide Gruppen, die unterschiedliche Flügel und religiöse Traditionen im Judentum repräsentieren, wollen Jesus für sich vereinnahmen.

Doch der entzieht sich geschickt der Umklammerung. Seine Antwort ruft die Fundamente des jüdischen Glaubens in Erinnerung, der gleichermaßen auf zwei Beinen steht. Die Liebe zu Gott und die Nächstenliebe sind die Angelpunkte für das Gelingen des persönlichen Lebens ebenso wie für den Aufbau und die Ausrichtung einer Institution. Wenn beide in einer guten Balance sind und jede Handlung Maß nimmt an der Liebe, dann werden sich viele Flügelkämpfe erübrigen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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