26. Sonntag im Jahreskreis | 1. Oktober 2023

Kommentar

Gedanken, Worte und Werke

Beim Schuldbekenntnis im Gottesdienst gestehen wir uns selbst und voreinander ein: Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken. Können Gedanken sündhaft sein? Oft entspringen sie ja den Untiefen des Bewusstseins, und wir können bestenfalls wahrnehmen, dass sie da sind, können sie entweder verdrängen und beiseite schieben oder sie willkommen heißen und auf ihre Botschaft achten. Jeder Gedanke hat eine Ursache und möchte uns etwas mitteilen. Das gilt auch für „böse“ Gedanken. Entscheidend ist, wieviel Macht und Raum wir ihnen geben, ob wir ihnen erlauben, unser Reden und Handeln zu bestimmen, oder ob wir sie in Frieden ziehen lassen.

Die zwei Söhne im Gleichnis Jesu haben beide den gleichen Gedanken: Ich mag nicht. Der eine ist ehrlich zu sich selbst und zu seinem Vater, er artikuliert seinen Widerwillen. Dadurch beschäftigt er sich mit seinen Gefühlen und inneren Antrieben. Das setzt in ihm einen Prozess der Einsicht und Wandlung in Gang. Und schließlich gelingt es ihm, seine Widerstände, die Trägheit und den inneren Schweinehund zu überwinden und dem Auftrag des Vaters nachzukommen.

Der zweite Sohn gibt dem Vater die Antwort, die er gerne hören will, ignoriert dann jedoch seine Zusage. Sein Widerwille steckt im Bereich des Unbewussten und beeinflusst von dort aus sein Handeln. Er bleibt im Zustand der Trägheit und Abwehr verhaftet, ein Gesinnungswandel bleibt aus.
Nicht mit leeren Worten, sondern im Tun sollen wir den Auftrag des Vaters, der hier ein Bild für Gott ist, erfüllen.

Alfred Jokesch