22. Sonntag im Jahreskreis | 3. September 2023
Kommentar

Jesus will keine Bodyguards

Prominente umgeben sich häufig mit Bodyguards, die sie vor etwaigen Angriffen oder aufdringlichen Menschen schützen sollen. Damit ersparen sie sich unliebsame Zwischenfälle, doch zugleich nehmen sie es damit in Kauf, dass sie wie in einer Blase leben und die Welt nur gefiltert wahrnehmen. Dann entscheiden andere, welche Menschen und auch welche Informationen zu ihnen durchdringen.
Als Jesus Simon Petrus als Fels seiner Kirche bezeichnet und ihm die Schlüssel des Himmelreichs in die Hand gegeben hat, hat dieser es offenbar so aufgefasst, dass Jesus ihn zu seinem Bodyguard bestellt hat. Sofort bemüht er sich, das Leid, das Jesus auf sich zukommen sieht, abzuwenden. Es ist nur gut gemeint.
Davon ist Jesus jedoch alles andere als angetan. Er weist Petrus scharf in die Schranken und betrachtet sein Ansinnen als teuflische Versuchung, die ihn vom Weg Gottes abbringen möchte. Jesus will keine Leibwächter, die sich schützend vor ihn stellen und ihn vor dem Leben bewahren wollen, sondern Jünger, die ihm nachfolgen und ihm ähnlich werden. Er will keinen Filter zwischen sich und den Menschen, sondern ungeschützte und aufrichtige Begegnung.
Nicht ein Minimum an Leid ist für Jesus anstrebenswert, sondern ein Maximum an Lebendigkeit mit all seinen Konsequenzen. Der Weg der Liebe, den Jesus uns zeigt, macht nicht um jede schmerzhafte Erfahrung einen Bogen, sondern gibt die Kraft dazu, Leid zu tragen und nicht darin zu verzweifeln, es zu überwinden und zu verwandeln.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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