19. Sonntag im Jahreskreis | 13. August 2023
Kommentar

Ist Gott abwesend, oder ist er anders da?

Wo ist Gott? So fragen Menschen häufig angesichts von Unheilserfahrungen – seien es persönliche Schicksalsschläge oder Lebenskrisen, seien es globale Ereignisse wie Krieg, Pandemien oder Naturkatastrophen. Wenn Dunkelheit, Leid und Bedrohungen über uns hereinbrechen, tendieren wir dazu, es auf die Abwesenheit Gottes zurückzuführen, und fühlen uns gottverlassen. Aber vielleicht ist ja Gott anders gegenwärtig, als wir es vermuten.

Der Prophet Elija hat in einer tiefen existenziellen Krise den Glauben an seine Berufung und jeden Lebenswillen verloren. Er verkriecht sich in einer Höhle und vollzieht eine erstaunliche Verwandlung; er lernt Gott in einer ganz neuen Weise kennen. Dazu müssen zunächst falsche Gottesvorstellungen entkräftet und korrigiert werden. Es beginnt mit dem Erkennen, wo Gott nicht ist, nämlich in gewaltvollen, zerstörerischen, furchteinflößenden Ereignissen. Von einem solchen Gottesbild war Elijas bisheriges Wirken geprägt, das beinahe ihn selbst zerstört hat. Jetzt entdeckt er, dass Gott ihm ganz leise, sanft und zärtlich begegnet, was er als Befreiung, als Aufatmen erlebt.

Angst und Panik bestimmen auch die Jünger, die Jesus im Boot vorausschickt. Auch sie erleben dabei die vermeintliche Abwesenheit Jesu, und es verzerrt ihre Wahrnehmung. Er erscheint ihnen fremd und gespenstisch. Erst als sie ihn neu erkennen, legen sich die bedrohlichen Stürme. Jüngerschaft bedeutet bisweilen ein Aufbrechen zu neuen Ufern. Der Blick auf Jesus, nicht auf das, was uns Angst macht,
hält uns dabei über Wasser.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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