Verklärung des Herrn | 6. August 2023
Kommentar

Den Augenblick verkosten

Das Smartphone ist uns heute ein ständiger Wegbegleiter. Wir haben es stets zur Hand und sind versucht, jedes besondere Erlebnis – sei es ein grandioser Ausblick vom Berggipfel, ein stimmungsvoller Sonnenuntergang am Meer, ein mitreißendes Konzert oder Sportereignis – darauf festzuhalten und ein Foto oder Video davon sofort an unsere Freunde zu verschicken.

Ich frage mich nur, ob wir es dabei nicht verlernen, solche Momente in ihrer Einzigartigkeit auszukosten. Sie sind dann zwar auf die Speicherkarte des Handys gebannt, aber bleibt auch ein Abdruck davon in unserer Seele? Wichtiger als Bilder sind doch die Emotionen, die wir im Augenblick erleben.
Petrus hatte am Berg der Verklärung kein Smartphone dabei. Der Wunsch, dieses Erlebnis, das für seinen Glauben und seine Beziehung zu Jesus höchst wichtig war, zu konservieren und mit anderen zu teilen, scheint jedoch auch bei ihm sehr ausgeprägt zu sein. Er möchte Hütten bauen, um den wunderbaren Anblick bewohnbar und verfügbar zu machen. Doch das wird ihm verwehrt.
Die lichtvolle Erscheinung geht vorüber, und Jesus verbietet den Jüngern sogar, davon zu erzählen, bis sie aus der Perspektive der Auferstehung wirklich verstehbar wird. Bis dahin dürfen sie dieses Erlebnis nur als Erinnerung im Herzen tragen.

Gerade ihre Flüchtigkeit ist es ja, die solche Gipfelerlebnisse und Lichtblicke so kostbar macht. Wenn ich sie mit vollem Bewusstsein, allen Sinnen und ganzer Aufmerksamkeit wahrnehme, dann hinterlassen sie in der Seele Spuren, die bleiben und zu Kraftquellen werden.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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