14. Sonntag im Jahreskreis | 9. Juli 2023
Kommentar
Wer ist ein Experte für Gott?
Unsere hochtechnisierte Welt mit ihren komplexen und digital vernetzten Abläufen ist äußerst unübersichtlich und undurchschaubar geworden. In vielen Situationen müssen wir uns auf das Urteil von Experten verlassen, die über ein großes Detailwissen in einem Spezialgebiet verfügen. Kaum jemand hat das Ganze im Blick und kann alle Nebeneffekte und Wechselwirkungen unseres Handelns abschätzen. So entstehen Überforderung, Ohnmacht und Misstrauen. Wir haben das Gefühl, unser Leben nicht im Griff zu haben und dunklen Mächten ausgeliefert zu sein.
Der Blick auf das Ganze hat etwas mit dem Blick auf Gott zu tun. Wo Gott, der als gute Macht hinter allem steht, aus dem Bewusstsein verschwindet, da wuchern Unbehagen und Ängste. Um ein Experte, eine Expertin für die Wahrnehmung Gottes zu sein, scheint es jedoch weniger auf den Intellekt anzukommen. Jesus preist Gott dafür, dass er den Klugen verborgen bleibt und sich von den Unmündigen finden lässt. Es braucht die Fähigkeit zum kindlichen Vertrauen, zum Staunen, zum gedankenverlorenen Dasein im Augenblick, zum intuitiven Handeln. Die Unmittelbarkeit eines Kindes ist für Jesus der Schlüssel zum Erkennen Gottes in allen Dingen.
Ein solches Bewusstsein ist entlastend und belebend. Es macht demütig und gütig, es lässt die gehetzte Seele zur Ruhe kommen. Jesus lädt uns ein, es bei ihm zu lernen. In seiner Nähe können wir aufleben und spüren: All das, was uns stresst und auslaugt, was zur Entfremdung führt, ist nicht der Weg, den Gott uns führen will.
Alfred Jokesch
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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