3. Adventsonntag | 11. Dezember 2022
Kommentar
Die Wüste wird zum Garten
Der Advent ist in vieler Hinsicht eine besondere Zeit. Heuer kommt noch hinzu, dass erstmals in der Adventzeit eine Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird – wenn auch die skandalöse Begleitmusik einem die Lust am Zuschauen ziemlich verleidet. Trotzdem ist diese WM in gewisser Weise ein adventliches Ereignis. Dem Aufruf „Macht die Tore weit!“ aus einem Adventlied sind zwar nur wenige Mannschaften gefolgt. Ein anderer – „Seid wachsam!“ – wurde schon eher beherzigt.
Advent ist, wenn die Wüste jubelt und blüht. Davon spricht Jesaja. In Katar haben die Scheichs die Wüste zum Garten gemacht. Mit ihrem unermesslichen Reichtum haben sie eine blühende Metropole aus dem Sandboden gestampft, mit üppigen Parks und acht exquisiten Fußballstadien mit perfektem Rasen, in denen die Fans aus aller Welt jubeln können.
So wird es der Prophet nicht gemeint haben. Er wird eher an die Wüsten im Inneren der Menschen gedacht haben, die Wüste der Verzagtheit und Resignation, den Zustand völliger Erschöpfung, die seelische Ausgetrocknetheit. Wenn Menschen vom Joch der Unterdrückung und Diskriminierung befreit werden, die Stimme derer, die zum Schweigen gebracht wurden, gehört wird, die Mut- und Kraftlosen springen, dann werden die Wüsten der Menschlichkeit zum Garten.
Johannes der Täufer war wegen seiner kritischen Worte gegenüber den Mächtigen im Gefängnis – wie es auch in Katar vorkommt. Da macht es Mut zu erfahren, dass die von ihm angekündigte Befreiung sich weiter ihren Weg bahnt.
Alfred Jokesch
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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