Christkönigssonntag | 20. November 2022
Kommentar

Ein königlicher Mensch

Es ist der Stoff, aus dem Polit­skandale und Korruptionsaffären gespeist sind: Träger verantwortungsvoller Aufgaben nutzen ihre Position aus, um sich selbst zu retten, sich daraus Vorteile zu verschaffen oder eine ihnen nahestehende Klientel zu begünstigen. Die Empörung darüber ist berechtigt, meist aber doch recht geheuchelt. Wer kann schon die Hand ins Feuer legen, dass er oder sie in der gleichen Situation anders und völlig selbstlos handeln würde? Sprichwörter wie „Jeder ist sich selbst der Nächste“ oder „Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner“ zeigen, dass diese Haltung im kollektiven Bewusstsein tief verankert ist.

David wurde in Israel zum König erwählt, weil er ein Schafhirt war. Damit hat Gott den Dienst des Hirten als Leitbild für Führungsaufgaben ausgegeben. Der gute Hirt setzt sich uneigennützig für das Wohl seiner Herde ein und ist ganz existenziell für sie da. Doch auch König David ist schließlich der Versuchung erlegen, sein Amt zu missbrauchen.

Von Jesus, dem neuen König David, wird es geradezu erwartet, die gottgegebene Macht, die er für sich beansprucht, im Eigeninteresse zu gebrauchen. Gleich dreimal wird er aufgefordert, sich selbst zu retten: von den Anführern des eigenen Volkes, den römischen Soldaten und dem neben ihm gekreuzigten Verbrecher, der gleich selbst auch gerettet werden will. Jesus tut es nicht, er durchkreuzt die Erwartungen und widersteht der Versuchung. Er erweist sich als wahrer König, indem er zeigt, dass die Macht Gottes – wie es Paulus sagt – ihre Gnade in der Schwachheit erweist. Und im unerschütterlichen Vertrauen, dass Gott rettet.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ