22. Sonntag im Jahreskreis | 28. August 2022
Kommentar

Nicht Haben, sondern Geben macht glücklich

Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, werden meistens mit Argusaugen beobachtet. Man erwartet von ihnen eine besonders untadelige, vorbildliche Lebensführung, wartet zugleich aber diebisch auf Entgleisungen und Eskapaden, die dann genüsslich ausgeweidet werden, als gelte es, die eigene Lasterhaftigkeit zu rechtfertigen, indem man zeigt, dass die anderen auch nicht besser sind. Nach dem Motto: Wer andere erniedrigt, wird selbst erhöht.

Ähnlich wird Jesus auf Schritt und Tritt beobachtet. Vielleicht war es ja sogar ein Motiv des Pharisäers, der zum Mahl einlädt, beim Verhalten Jesu etwas Anstößiges zu entdecken.

Auch Jesus ist ein aufmerksamer Beobachter. Er tut es aber nicht, um andere bloßzustellen, sondern um ihnen eine Demütigung zu ersparen. Er rät den Gästen zur Bescheidenheit – oder noch treffender: zu einer Haltung der Demut. Das bedeutet, dass ich jedemMenschen mit einer solchen Achtung begegne, als hätte er eine größere Würde als ich selbst.

Jesus gibt hier nicht bloß eine simple Benimmregel, sondern sagt vor allem etwas über den Glauben aus. Gott weist mir meinen Platz in der Welt zu, nicht ich selbst. Wenn ich mich von ihm führen lasse, lande ich am richtigen Platz. Und das ist nicht unbedingt der, den ich mir selbst ausgesucht hätte.

Dem Gastgeber rät Jesus – und auch das gilt für viele Lebenssituationen: Großzügigkeit soll nicht aus Berechnung geübt werden, sondern aus der Gewissheit, dass das Geben selbst glücklich macht, dass
es den Gebenden beschenkt und sein Herz froh macht.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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