Palmsonntag | 10. April 2022
Kommentar

Der Ruf nach Frieden darf nicht verstummen

Papst Franziskus hat seine Bereitschaft bekundet, die Ukraine zu besuchen und als Vermittler für den Frieden zur Verfügung zu stehen. Das ist ein starkes Signal und zeigt einmal mehr die Unerschrockenheit, mit der dieser Papst der Spur des Evangeliums folgt. Eine solche Reise wäre höchst brisant und nicht ungefährlich. Doch Franziskus hat schon oft unmissverständlich gezeigt, dass für ihn die Nähe zu den Leidenden die oberste Priorität hat.

Am Palmsonntag wird uns vor Augen führt, wie Jesus mit großer Entschiedenheit den Weg nach Jerusalem einschlägt. Es wird ihm klar gewesen sein, was ihn dort erwartet. Dennoch inszeniert er seine Ankunft in der Heiligen Stadt ganz bewusst als eine Provokation. Es fällt auf, wie ausführlich die Vorbereitung seines Einzugs, die Beschaffung des jungen Esels, geschildert wird. Das muss für Jesus ganz wichtig gewesen sein. Es hat eine tiefe Symbolik und unterstreicht seinen Anspruch als messianischer Friedenskönig. Doch es zeigt sich auch: Frieden bringen geht Hand in Hand mit der Bereitschaft, in die Erniedrigung einzutreten, das Kreuz zu tragen und sein Leben zu geben.

Der Mechanismus ist immer der gleiche, bis zum heutigen Tag. Die Mächtigen wollen den Ruf der Menge nach Frieden, die sehnsüchtigen Schreie nach Freiheit, Gerechtigkeit und einem Ende der Gewalt zum Schweigen bringen. Von ihnen lässt sich Jesus nicht instrumentalisieren, sondern warnt: Wenn sie mundtot gemacht wird, dann müssen Steine fliegen und Waffen sprechen. Der Ruf nach Frieden kann und darf deshalb nie verstummen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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