2. Sonntag im Jahreskreis | 16. Jänner 2022
Kommentar

Aus dem Waschwasser wird ein Freudentrank

Überall, wo Menschen in größerer Zahl zusammenkommen, sind momentan spezielle Sicherheits- und Hygienemaßnahmen zu beachten. Sie sind manchmal lästig, aber ich nehme sie gerne in Kauf, um andere und mich selbst vor dem Virus zu schützen. Oft genug bin ich schon umgekehrt, weil ich keine Maske eingesteckt hatte.
Doch allmählich gehen diese Regeln in Fleisch und Blut über.
Im alten Judentum gab es jede Menge an Reinigungsgeboten, die auch die Gesundheit der Menschen schützen und die Übertragung von Krankheiten unterbinden sollten. Auch in Kana hat man der Größe des Ereignisses angemessen dafür vorgesorgt. Wasserkrüge mit sechshundert Litern standen bereit. Das sollte für eine ganze Hochzeitsgesellschaft reichen.
Weniger umsichtig war man jedoch bei den Getränken. Der Wein ging vorzeitig zur Neige. Wein ist zwar nicht gerade lebenswichtig oder essenziell für die Gesundheit. Er ist aber doch essenziell für ein Fest.
Eine Hochzeit ohne Wein wäre eine traurige Angelegenheit.
Um die Hochzeit, dieses Fest der Liebe und des Lebens, zu retten, nimmt Jesus das, was vorhanden ist. Und er vollzieht damit eine Wandlung, die eine tief symbolische Bedeutung hat. Er macht aus dem Waschwasser einen Freudentrank, aus dem, was der äußerlichen Reinigung dient, etwas, das eine innerliche Erfüllung bringt, aus dem Notwendigen etwas Lustvolles, aus der Gesundheitsmaßnahme ein Zeichen des Heiles. Gleich zu Beginn zeigt Jesus unmissverständlich, dass er gekommen ist, um uns Lebensfülle und Freude zu bringen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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