27. Sonntag im Jahreskreis | 3. Oktober 2021
Kommentar

Es genügt nicht, dem Gesetz zu genügen

Ist etwas erlaubt oder verboten? Nach diesen Kriterien treffen wir häufig Entscheidungen bezüglich unseres eigenen Verhaltens, und wohl noch häufiger beurteilen wir danach das Handeln anderer Menschen.
Was erlaubt ist, muss jedoch nicht automatisch gut sein. Gesetze können nicht jedem Sachverhalt gerecht werden und jedes Einzelschicksal berücksichtigen. Die rigorose Anwendung von Gesetzen und Vorschriften kann auch zu Härtefällen führen, die Menschen ins Unheil stürzen, statt ihnen zu helfen.
Die Frage der Ehescheidung, wie sie von den Pharisäern an Jesus herangetragen wird, ist sehr allgemein formuliert. In der Theorie mag deren Beantwortung eindeutig sein. In der Praxis gibt es jedoch nur individuelle Einzelfälle, in denen man mit konkreten Menschen, komplexen Lebensgeschichten und einem breiten Spektrum an Gelingen und Versagen zu tun hat. Statt eine einfache Antwort zu geben, verweist Jesus auf das Wesen der Ehe, die für ihn kein juristischer Vertrag, sondern die ganz existenzielle und sakramentale Vereinigung zweier Menschen ist. Die Frage lässt sich daher nur beantworten, wenn man dieser Tiefendimension und den konkreten Lebenssituationen jener, die davon betroffen sind, gerecht wird. Was hilft ihnen in ihrem Menschsein?
Den undurchsichtigen Pharisäern zieht Jesus die Kinder vor. Ihnen gehört das Reich Gottes, denn in Kindern ist das menschliche Wesen in seiner ursprünglichsten Form verwirklicht. Sie handeln und urteilen nicht berechnend, sondern nach dem Impuls ihres Herzens.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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