5. Sonntag der Osterzeit | 2. Mai 2021
Kommentar
Kein Gebäude, sondern ein Organismus
Welches Bild haben Sie von der Kirche? Meistens denken wir als erstes an ein Gebäude. Noch dazu eher an ein altes Bauwerk mit festen Mauern, das den Stürmen der Zeiten trotzt und unverändert gleich bleibt. Es ist ein sehr statisches Bild.
Jesus spricht von einem Weinstock. Das ist ein lebendiger Organismus. Kein Lebewesen kann auch nur einen Augenblick gleichbleiben. Eine Pflanze, ein Baum, ein Weinstock kann nur wachsen oder absterben. Und aus dem Abgestorbenen wächst etwas Neues. Da gibt es keinen Stillstand. Der Mensch atmet ein oder atmet aus, sein Herz hält das Blut in ständiger Bewegung. Auch geistig verändert sich der Mensch mit jeder neuen Erfahrung, mit jedem Sinneseindruck und jeder Begegnung.
Ein Gebäude wird von Menschen errichtet. Zuerst wird ein Plan entworfen, wie es auszusehen hat. Dann wird es gebaut, und wenn es fertig ist, kann es benützt werden. Ein Organismus hingegen wird nicht geplant, er wächst in ständiger Wechselwirkung zwischen seinen inneren Lebenskräften und äußeren Einflüssen, er passt sich den Lebensbedingungen seiner Umgebung an und steht mit dieser in ständigem Austausch. Ein Organismus ist nie fertig.
Beim Weinstock ist alles fest miteinander verbunden, von den Wurzeln im Erdreich über den Stamm bis zu den Blättern, die sich nach der Sonne ausstrecken, und den Früchten. Der Austausch von Nährstoffen und das Fließen der Lebenssäfte hält ihn lebendig. Wenn wir fest mit Christus verbunden sind, können wir als Christen, als Kirche lebendig sein und wachsen.
Alfred Jokesch
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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