33. Sonntag im Jahreskreis | 15. November 2020
Kommentar
Jeder Mensch ist ein Geschenk
Im Zukunftsbild unserer Diözese heißt es: „Wir ermöglichen, dass sich Menschen mit ihren Gaben und Fähigkeiten (Charismen) in den Dienst der Menschen und der Kirche stellen können. Ihre Talente, Begabungen und Fähigkeiten werden bewusst gefördert und entwickelt.“ Mir gefällt dabei besonders das Wort „ermöglichen“. Dieser Leitsatz fordert uns zu einer Umkehrung unserer Herangehensweise auf, wenn es darum geht, das kirchliche Leben zu gestalten. Wir sind es gewohnt, dass wir ganz bestimmte Aufgaben zu vergeben haben, und erstellen ein „Anforderungsprofil“, wenn wir nach Mitarbeiter(inne)n suchen. Dann müssen diese in das vorgefertigte Profil hineinpassen, sonst greift es nicht.
Der Mann im Gleichnis, der seine Güter verteilt, schaut auf die Fähigkeiten jedes Einzelnen. Er orientiert sich am „Möglichkeitsprofil“ seiner Diener. Bei denen, die mutig ihre Talente einsetzen und ihr Potenzial ausschöpfen, ist die Arbeit ertragreich und lustvoll. Bei dem, der Angst hat, den Anforderungen nicht zu entsprechen und die in ihn gesetzten Erwartungen zu enttäuschen, trägt die Arbeit keine Früchte. Bei den einen herrscht Freude über das, was gelungen ist, beim anderen Frust und Verbissenheit.
Jeder Mensch mit seinen individuellen Talenten ist ein Geschenk Gottes an die Gemeinschaft der Kirche und an die ganze Menschheit. Wo diese Gabe entdeckt, entfaltet und eingesetzt wird, führt es zu Freude und Wachstum, da entwickelt sie eine ungeahnte Energie, die ansteckend ist. Gott hat uns viel anvertraut. Und er traut uns ebenso viel zu.
Alfred Jokesch
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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