Darstellung des Herrn.
Dreifacher Einzug
Darstellung des Herrn. Das Fest am 2. Februar ist eine weihnachtliche Insel mit Ausblick auf Ostern.
Einige Wochen oder Monate nach der Geburt bringen viele Eltern ihr Kind zur Taufe in die Kirche. Einige Jahre später begleiten sie es zur Erstkommunion. In der Phase der Pubertät feiern sie mit ihm die Firmung. Mit diesen Festen wächst ein Mensch in seine Glaubensgemeinschaft hinein. Dabei kommt es aber nicht bloß auf diese Feiern an, sondern auch auf den Alltag dazwischen.
Auch Maria und Josef waren die Feiern und Bräuche ihres Glaubens wichtig. Die Eingliederung in die jüdische Gemeinschaft geschah schon acht Tage nach der Geburt durch die Beschneidung, an die uns das Evangelium vom 1. Jänner erinnert. Sie war verbunden mit der Namensgebung: Jesus, Gott rettet. Aber auch 40 Tage nach der Geburt gab es einen wichtigen Brauch für einen erstgeborenen Sohn und seine Mutter. Die Mutter war nun wieder gottesdienstfähig („kultisch rein“). Und der Erstgeborene war dem Herrn zu weihen. Ein Kind ist nicht Besitz seiner Eltern. Beides wurde damals durch ein Opfer gefeiert. Dazu brachten Maria und Josef Jesus in den Tempel von Jerusalem und übergaben den Priestern oder Tempeldienern ihr Taubenopfer.
40 Tage nach Weihnachten ergibt das Datum 2. Februar. An diesem Tag erinnert sich die Kirche in ihrem Feiern dieser Ereignisse. Das Fest, heute heißt es „Darstellung des Herrn“, wird in der weihnachtlichen Farbe Weiß begangen, weil es uns noch einmal in die Kindheit von Jesus führt. Gleichzeitig lenkt es unseren Blick schon auf Ostern. Wir gehen in einer Prozession in die Kirche, fast so wie am Palmsonntag, aber nicht mit Zweigen, sondern mit Lichtern in den Händen. Im Evangelium nimmt der greise Simeon das Jesuskind in seine Arme. Er spricht von Erlösung, aber auch vom Leiden, vom Schwert, das Maria in die Seele dringen wird. Anlässlich der Begegnung mit Jesus fasst er sein Leben zusammen mit dem schönen Satz: „Meine Augen haben das Heil gesehen.“ Die Kirche hat diesen Satz als Zusammenfassung eines Tages in ihr tägliches Abendgebet, die Komplet, übernommen.
Warum ist es wichtig, dass die Kirche die Erinnerung an diese Ereignisse wachhält? Zunächst weil sie Christus feiert, der Einzug hält im Tempel, im Haus seines Vaters, wie er ihn dann als Zwölfjähriger nennen wird. Durch Jesus wird aber auch das Herz des Menschen zum Tempel, zum Ort, wo Gott wohnt. In diesem Fest lassen wir Jesus immer neu in uns Wohnung nehmen.
Der bleibenden Erinnerung wert ist weiters die Begegnung mit den alten Menschen Simeon und Hanna. Ihre „Lebenserwartung“ war nicht, ein bestimmtes Alter zu erreichen, sondern die Erfüllung der Hoffnung Israels zu erleben, den Messias, die Erlösung. Sie haben nie aufgegeben, zu warten und zu hoffen. Ihr Warten war nicht vergeblich. Warten können gehört zu einer gläubigen Existenz.
Maria und Josef haben, wie die geistliche Autorin Andrea Schwarz einmal schrieb, Jesus nicht als Wunderkind herumgereicht, sondern ihn ganz normal im Alltag erzogen und im Glauben erzogen. Der Alltag ist der we-sentliche Ort des Glaubens.
Wenn wir am 2. Februar mit unseren an die Taufe erinnernden Kerzen in die Kirche ziehen, dann lassen wir Jesus, den Erlöser dreifach einziehen: in das Gotteshaus, in unser Herz und in unseren Alltag.
Herbert Messner
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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