Im Fokus: Ehrenamtsbefragung | Teil 2
Zwischen Tradition und Innovation

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Generation Ehrenamt. Jung und Alt im Vergleich.

Im vierten österreichischen Freiwilligenbericht von 2022 sind die meisten Freiwilligen zwischen 50 und 59 Jahre (20,2 %), gefolgt von den unter 30-Jährigen (18,8 %). Generell nimmt die Beteiligung ab dem 60. Lebensjahr ab. Ein anderes Bild bei der Ehrenamtsbefragung der Katholischen Kirche Steiermark: Es waren 47,6 % der 2895 Teilnehmer:innen über 60 Jahre alt, 41,8 % engagieren sich bereits seit über 21 Jahren ehrenamtlich. Nur 13,5 % der Engagierten sind jünger als 39 Jahre.
Altersunterschiede. Wie erleben ältere Menschen ihr Engagement? Was erwarten die Jüngeren von einem Ehrenamt? Dem wollten wir auf die Spur gehen.
Jüngere Ehrenamtliche (bis 39 Jahre) erleben die Kirche positiver: herzlich, individuell und inspirierend. Sie sehen sie auch als nah am Menschen, vielfältig und offen. Gleichzeitig empfinden sie die Kirche aber auch als traditioneller und intransparenter als ältere Ehrenamtliche (60+). Jüngeren ist es außerdem wichtiger, Spaß am Engagement zu haben, Menschen zu treffen und neue Freunde zu gewinnen.
Je älter, desto häufiger werden die Motive „dem eigenen Leben einen Sinn geben“ und „Verantwortung übernehmen“ angeführt. Auch spielt der Glaube mit zunehmendem Alter eine wesentliche Rolle als Motivator für das Engagement.
Viele Ehrenamtliche, egal wie alt, wünschen sich klarere Regeln für das Beenden ihres Engagements. Jüngere haben dabei vermehrt das Gefühl, dass sie das Ehrenamt nicht ohne sozialen Druck beenden können, wobei die Dauer eines Engagements an sich für sie oftmals nicht klar vereinbart ist. Mit zunehmender Dauer des Engagements wird der Mangel an verlässlichen Ansprechpartnern problematischer.
Wenn ihre Vorstellungen und Erwartungen an das Engagement berücksichtigt werden, Aufmerksamkeiten, gute Ausstattung und Mitbestimmungs- bzw. Mitgestaltungsmöglichkeiten, sind für jüngere Ehrenamtliche vielfältige Formen von Anerkennung für ihr Tun. Und: Die Jüngeren sind eine Spur kritischer im Blick auf frühzeitige Informationsweitergabe als ältere ehrenamtlich Engagierte.
Je länger jemand engagiert ist, umso häufiger möchte man weniger tun. Aber 61,7 % der Befragten machen weiter, weil sie „niemanden im Stich lassen wollen“ und 45,3 %, weil es „keine Nachfolge gibt“. Je älter, umso mehr sieht man die Kirche als Gemeinschaft. Die Gemeinschaft, die man in der Ausübung des Ehrenamtes erlebt, würden im Falle einer Beendigung 24,5 % vermissen – und engagieren sich daher weiter.
Barbara Krotil
Leiterin Prozessbereich Innovation & Entwicklung/
Strategische Ehrenamtsentwicklung

Kommentar

Ernst nehmen
Die Umfrage hat bei Jugend-lichen klare Motivationsfaktoren ihres Engagements gezeigt. Für sie ist es besonders motivierend, positive gemeinsame Erlebnisse zu haben. Die Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren engagiert sich dort, wo ihre Fähigkeiten und Kenntnisse geschätzt werden. Neben dem Wunsch zu helfen, spielen auch Glaubensfragen und die Suche nach einer sinnvollen Tätigkeit eine Rolle. Jugendliche möchten ihre Freizeit erfüllend gestalten, und es ist durchaus eine Herausforderung, traditionelles Ehrenamt mit ihren Bedürfnissen zu verbinden. Durch die Nutzung ihrer Kompetenzen, wie Kreativität, Entschlossenheit und Social Media, können Chancen entstehen. Für Jugendliche sind Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit wichtige Themen. Dort, wo sich junge Menschen ernst genommen fühlen, ist es beeindruckend zu sehen, wie sie sich organisieren und innovative Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen entwickeln. Ein Zeichen dafür, dass die Zukunft in guten Händen ist.
Christine Kickmaier
Pastoralreferentin im Seelsorgeraum Südoststeirisches Hügelland

Motivationsfaktoren für ehrenamtliches Engagement:
Altersgruppe 60+

Altersgruppe 18 bis 29:

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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