Was ist dir heilig? | Teil 4
Wie eine Braut

2Bilder

Ein Mitbruder hat mir eine Gitarre gebaut. Mit ihrem weichen, hölzernen Klang, dem archaischen Ton, der liebevollen Ausführung könnte ich mir ein solches Instrument auf dem Musikmarkt nicht leisten. Sie ist unbezahlbar. Sie ist ein Geschenk. Sie ist mir teuer.

Im Noviziat wurde uns gesagt: Das Brevier ist die „Braut“ des Minderbruders. Diese Metapher meint: Das Gebetbuch ist immer bei mir. Ist mir treu und ich ihm. Wie in einer Freundschaft. Das Buch ist mir kostbar, unersetzbar. Bei der Gitarre meines Freundes empfinde ich dies fast noch stärker. Ich leihe sie äußerst ungern her, was mir bei gekauften Gitarren nicht so schwerfiel. Dieses Instrument ist für mich gebaut, ist mir anvertraut. Und ich bin sein Behüter, Beschützer, Benützer (im dienenden Sinn).

Jemand sagte mir: „Johannes, ohne diese Gitarre kannst du nicht sein.“ Das stimmt (beinahe). Ich habe das Gefühl – mag übertrieben sein –, dass ich sie streicheln soll. Das habe ich bei dem Rockgitarristen Mark Knopfler gesehen. Er hat seine Lieblingsgitarre liebkost. Sie war ihm heilig. So ähnlich geht’s mir.
Das Instrument ist mir heilig.

Johannes Schneider, OFM.,
Franziskanerkloster Salzburg.

Einladung zur Tagung
Die Tagung der Franziskanerprovinz Austria und der Theologischen Fakultät Graz am 5. und 6.10. steht unter dem Motto: „Zwischen Gott und Welt – Das Heilige.“ Anmeldung bis 3.10.: theologisches.dekanat@uni-graz.at oder franziskaner.uni-graz.at

Johannes Schneider, OFM. Franziskanerkloster Salzburg.
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ