Christentum - Ein Reiseführer | Etappe 033
Wer ist Jesus Christus?

Jesus, der Erlöser. Statue in Rio de Janeiro. | Foto: wmc

Es gibt keine historische Persönlichkeit, die bekannter ist als er.

Wer ist Jesus Christus?

Zwei Milliarden Christen erkennen in ihm die prägende Gestalt ihres Glaubens. Seine Botschaft von einem Heil, das allen Menschen offensteht, seine Haltung der Barmherzigkeit und sein Gebot der Nächsten- und Feindesliebe erinnern Christen wie Nichtchristen an ihre Sehnsucht nach einer anderen, menschlicheren Welt. Die Konsequenz, mit der Jesus seinen Weg ging und dabei sogar seinen Tod in Kauf nahm, beeindruckt Menschen rund um den Erdball.

Zu allen Zeiten haben sich deshalb auch Künstler intensiv mit der Person Jesu auseinandergesetzt. Jesus ist eine Herausforderung für sie geblieben. Erschienen von den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts an zahlreiche Jesusromane, so blühte in den darauffolgenden Jahrzehnten insbesondere das Genre der Jesusfilme (Pasolini, Zeffirelli, Scorsese und andere). Heute verwenden zahlreiche zeitgenössische Filme Motive einer an Jesus angelehnten Erlöserfigur und stellen damit eine Verbindung zu Jesus her, ohne seinen Namen ausdrücklich zu nennen.

Eine besonders intensive künstlerische Auseinandersetzung scheint gegenwärtig im Bereich der Literatur zu erfolgen, wo man sich mit der Gestalt Jesu vielfach in einer Mischung aus fiktiven und nicht fiktiven Elementen auseinandersetzt. Wenngleich die historische Verlässlichkeit dieser Werke bisweilen fraglich ist, so halten doch auch sie die Erinnerung an Jesus von Nazaret wach und tragen dazu bei, dass die Faszination seiner Gestalt Menschen erreicht, welche die Institution „Kirche“ noch nicht oder nicht mehr erreicht.

Der Mensch Jesus von Nazaret
Im Mittelpunkt dieser Darstellung steht der Mensch Jesus von Nazaret. Er erscheint als faszinierende Persönlichkeit, die vor 2000 Jahren lebte, den Menschen ihrer Zeit Hoffnung gab, den Herrschenden aber ein Dorn im Auge war und daher den Tod fand.

Christen können all diese Aussagen nachvollziehen und bestätigen. Sie geben jedoch zu bedenken, dass das Geheimnis der Person Jesu mit diesen geschichtlichen Daten lediglich zum Teil erfasst ist. Für sie ist Jesus mehr als nur eine beeindruckende historische Person.

Christen bekennen, dass in Jesus von Nazaret Gott selbst Mensch geworden ist. In der exemplarischen Menschlichkeit, die Jesus lebte, erkennen sie die Menschenfreundlichkeit wieder, mit der Gott seine Welt liebt. So erscheint Jesus ihnen als Gottes Liebe in Person. Darüber hinaus sind Christen überzeugt, dass Jesus zwar den Tod am Kreuz erlitten hat, aber nicht im Tod verblieben ist. Im Mittelpunkt ihres Glaubens steht die Botschaft von der Auferstehung des Gekreuzigten und damit die Botschaft von einem neuen, unzerstörbaren Leben bei Gott, das in Jesus allen Menschen zuteil werden soll.

Weil Jesus mit seinem Tod und seiner Auferstehung für alle Menschen den Tod überwunden hat, verstehen gläubige Christen ihn als den Erlöser der ganzen Welt. Aus diesem Grund bezeichnen sie ihn als den Christus, das heißt als den Gesalbten, der im Judentum als der Messias seit langem erwartet wurde.

Jesus Christus, der Sohn Gottes
Dass Jesus nicht nur das wahre Menschsein lebte, sondern in ihm – wie der christliche Glaube dies festhält – der Sohn Gottes Gott selbst begegnete, wird in kaum einem der zeitgenössischen künstlerischen und literarisch-historischen Jesusbilder ausdrücklich ausgesagt.

Der Glaube an Jesus Christus fügt dem Wissen um Jesus von Nazaret damit eine zweite Dimension hinzu. Sie wird in den zeitgenössischen Deutungen zwar nicht ausdrücklich thematisiert, aber auch nicht ausdrücklich geleugnet.

Ihr Schweigen wirkt in mancher Hinsicht jedoch wie ein beredtes Schweigen, denn immerhin bleibt ein Rest der meist nicht genannten Dimension des Glaubens an Jesus Christus zwischen den Zeilen spürbar. Da-raus spricht sehr verhalten, aber nicht weniger deutlich die ungebrochene Faszination, die von Jesus nach wie vor ausgeht. In dieser Faszination wird die Hoffnung greifbar, dass dieser Jesus mehr war als nur ein besonders vorbildlicher Mensch.

Womöglich lebt in dieser Faszination nicht nur die Hoffnung, sondern bereits die stille Ahnung davon, dass Gott selbst den Menschen in Jesus von Nazaret nahegekommen ist und ihnen auf Dauer nahe sein will.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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